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Leitbild zur IntegrationAgenda 2017

Bewusst anderes Wording: Experten haben im Auftrag von Aydan Özoguz ein „Leitbild für die Einwanderungsgesellschaft“ entwickelt.

Aydan Özoguz sucht nach einer Idee, der sich möglichst viele Menschen anschließen können Foto: dpa

Berlin taz | Leitbild statt Leitkultur – so lautet das Credo der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Aydan Özoguz. Deutschland sei ein Einwanderungsland, das sei inzwischen unbestritten, sagte sie am Dienstag in Berlin. Doch wie dieses gestaltet werden solle, darüber gingen die Meinungen auseinander. Auf der einen Seite zeigten Umfragen, dass jeder zweite Deutsche der wachsenden Vielfalt im Lande positiv gegenüberstehe. Auf der anderen Seite sei jeder Dritte dafür, bestimmte Gruppen auszugrenzen, zeigte sich die Integrationsbeauftragte besorgt.

„Eine Gesellschaft macht sich durch Ausgrenzung nicht stärker“, hält Özoguz dagegen. „Aber sie braucht ein Band, das sie zusammenhält.“ Die Idee einer für alle verbindlichen „Leitkultur“ sei aber zu starr, um der historischen Vielfalt und dem gesellschaftlichem Wandel Deutschlands gerecht zu werden. Besser sei es, ein „Leitbild“ zu formulieren, dem sich möglichst viele anschließen könnten.

Unter ihrem Vorsitz tagte eine Expertenkommission aus Wissenschaftlern, Politikern, Verbänden und Migrantenvertretern, um ein solches „Leitbild für die Einwanderungsgesellschaft“ zu entwickeln.

Am Dienstag stellte Özoguz in Berlin das Ergebnis vor – flankiert von ihren Ko-Vorsitzenden, dem Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker und Farhad Dilmaghani von der postmigrantischen Initiative „Deutsch Plus“. Beide lieferten die Eckpunkte für eine politische Agenda, mit der sich dieses Leitbild umsetzen ließe – im Zweifel wohl nach der Wahl.

Dilmaghani plädierte für ein Integrationsministerium, einen besseren Schutz vor Diskriminierung und ein Bundespartizipationsgesetz. Ein Vorbild dafür könnten die Teilhabe-Gesetze sein, wie es sie schon in einigen Bundesländern gibt, darunter Nordrhein-Westfalen.

Dilmaghani plädiert für ein Integrationsministerium und ein Partizipationsgesetz

Brücker sprach sich dafür aus, die Schwellen für Arbeitsmigranten zu senken. Bislang kommen weniger als zehn Prozent aller Einwanderer über ein Visum zur Arbeitsmigration aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland. Die „Blue Card“ der EU für hochqualifizierte Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten ist ein Flop: weniger als ein Prozent der Einwanderer haben sie – die Einkommensgrenzen und andere Anforderungen sind zu hoch. Und auch der Familiennachzug ließe zu wünschen übrig.

Die Ängste vor einem Verdrängungswettbewerb durch Migranten müsse man ernst nehmen, gerade im Niedriglohnbereich, sagte Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Wenn die Integration der Zuwanderer nicht gelinge, könne dies zu mehr Ungleichheit führen. Doch man müsse „die Verteilungsdebatte auf die Füße stellen“, forderte er. Denn die wachsende Ungleichheit und Segmentierung der Gesellschaft habe nicht ursächlich mit der Migration zu tun. Ihr sei vielmehr mit „klassischer Sozialpolitik“ zu begegnen, von Wohnungsbau bis Quartiersmanagement, so Brücker.

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11 Kommentare

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  • Vorrang sollte die Abschaffung der Armut bei 17 Millionen Bundesbürgern haben (unabhängig von deren Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe). Zudem muss ein auskömmlicher gesetzlicher Mindestlohn gezahlt werden, mit dem nachhaltigen Anspruch im Alter über eine menschenwürdige Rente zu verfügen! - ohne noch weitere Armuts- und Mietkostenanträge zu stellen. Viele Millionen Menschen in Deutschland benötigen eine menschenwürdige und bezahlbare Wohnung! Millionen Kinder müssen aus der Armut befreit werden. Ebenso viele Millionen Menschen aus den Hartz-IV-Strafvollzug! Die Gewerkschaften sollten die sozialen Interessen ihrer Mitglieder und der sozial Ausgegrenzten ernsthaft vertreten! // Die Wohlhabenden und Vermögenden sollten die Kosten für die Aufnahme der Fluchtopfer aus ihren Kapital- und Privatvermögen bezahlen, ohne das hierbei die unteren sozialen Schichten der bundesdeutschen Gesellschaft noch weiterhin zusätzlich belastet werden!

     

    Die Entfremdung der gut-geschmierten politischen Klasse gegenüber der großen Mehrheit der Bevölkerung und deren sozialen Problemen muss endlich beendet werden!

    • @Reinhold Schramm:

      Zustimmung !!!

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      "Vorrang sollte die Abschaffung der Armut bei 17 Millionen Bundesbürgern haben (unabhängig von deren Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe)."

       

      Armutsvermeidung nur für Deutsche? Was ist mit all den nicht-Bundesbürger*innen die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, arbeiten und Steuern zahlen. Die können ruhig weiter von Armut bedroht sein, oder was?

       

      Nein, nein. Sozialistischer Nationalismus hat genausowenig Zukunft, wie sein gescheiterter Verwandter!

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Lesen Sie bitte nochmals meinen ersten Satz, siehe Kommentar oben: unabhängig von der Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe!

         

        Aber auch meinen erneuten Kommentar zum Problem, falls er von der TAZ veröffentlicht wird. (?)

  • Diese Leitkultur oder Leidkultur gehen mir ziemlich auf die Nerven. Was sich heute in einer Münchner Zeitung zum Thema abspielt, ist von solch geistigem Elend geprägt. Wer sagte, er könne gar nicht so viel essen, wie er ... möchte ?

  • Unabhängig von den einzelnen konkreten Forderungen finde ich sehr gut und extrem wichtig, dass es diese Diskussion gibt. Gerade weil das ein politisch emotionales und heikles (brennende Flüchtlingsheime, Islamismus usw) Thema ist muss man darüber intensiv diskutieren.

     

    Man nimmt damit mM AfD und Co ein Thema weg. Außerdem braucht es dringend eine klare Ansage wieviel und welche Art der Zuwanderung man will. Das schuldet man der eigenen Bevölkerung und auch allen Zuwanderern!

     

    Dazu noch eine Linke Alternative zur CSU-Leitkultur kann auch nicht schaden. Letztlich steckt ja die Frage dahinter in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Diese Frage darf man nicht rechts überlassen.

  • "Deutschland sei ein Einwanderungsland, das sei inzwischen unbestritten..."

    Habe ich irgendeine Gesetzesänderung verpasst???? Die verkorkste Migration über das Asylrecht kann doch wohl nicht gemeint sein!

     

    Deutschlan braucht ersteinmal die Diskussion über eine Einwanderungsstrategie und ein entsprechendes Einwanderungsgesetz. Dann Zuwanderung (die unbestreitten notwendig ist) endlich steuerbar und auf migrationsfähige Gruppen ausrichtbar.

     

    Der Versuch einer illegalen Migration über das Asylrecht im Nachhinein einen Sinn und ein Recht zu geben ist ja ehrenwert, aber sorgt nur für die Probleme, die Frau Özoguz zu lösen vorgibt.

    • @TazTiz:

      Sie haben nichts weiter verpasst, als unzählige Rechtsbrüche unserer Bundesregierung zur Kenntnis zu nehmen. Frau Özogus sollte einfach still sein. Den letzten Absatz Ihres Kommentars darf man dick unterstreichen.

  • "Auf der einen Seite zeigten Umfragen, dass jeder zweite Deutsche der wachsenden Vielfalt im Lande positiv gegenüberstehe."

     

    Bei solchen Umfrageergebnissen muss man sich wirklich keine Sorgen um Integration machen. Fand die Umfrage in einer SPD-Mitgliederversammlung statt?

  • Im vergangenen Jahr habe ich einen Vorschlag in den Raum gestellt, ein Ministerium für Integration, Gleichstellung und Inklusion zu schaffen. Ich denke, dass es sich bei diesen Querschnittsthemen häufig um ähnliche Fragestellungen handelt, z.B. um Fragen der Chancengerechtigkeit, der Gleichbehandlung und der gesellschaftlichen Teilhabe. Diese Themen daher in einem eigenen Ministerium zu bündeln, würde nicht nur ihre Wichtigkeit betonen, sondern auch Synergien schaffen.

    http://www.mister-ede.de/politik/integration-gleichst-inklusion/5366