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Leise, leise, sei der Weise

■ Nicht nur der Sachverständigenrat irrte bei der Prognose

Berlin (taz) - So kräftig wie in diesem Jahr hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) noch nie danebengelegen. Dies gestanden die Konjunkturforscher bei der Vorlage ihres diesjährigen Berichts gestern in Bonn ein. Wachstumsfreudig wie die „Fünf Weisen“ nun einmal sind, werden sie ihren Irrtum aber auch mit einem lachenden Auge verfolgen: Das Wirtschaftswachstum 1988 hat nicht - wie im vergangenen Jahr kurz nach dem Börsenkrach vorhergesagt nur 1,5 Prozent betragen (was für Kritiker aus dem linken Lager auch noch viel zu hoch gegriffen schien); es stieg vielmehr um 3,5 Prozent.

Die Prognosen des SVR für 1989: Das Wachstum soll 2,5 Prozent betragen, die Preissteigerungsrate von 1,5 (1988) auf 2 Prozent klettern, der Export um 5,0 Prozent ansteigen. Der reale Ausfuhrüberschuß des Exportweltmeisters Bundesrepublik, der im laufenden Jahr bereits 46,5 Milliarden Mark betrug, soll 1989 auf 52 Milliarden Mark anwachsen.

Obwohl nach Ansicht des SVR im kommenden Jahr rund 200.000 Arbeitsplätze neu geschaffen werden, dürfte die Arbeitslosigkeit bei 2,25 Millionen Betroffenen verharren. „Es ist die nüchterne Konsequenz zu ziehen, daß auf Jahre hin mit einer hohen Sockelarbeitslosigkeit zu rechnen ist“, heißt es in dem Gutachten. Der SVR ist darin auch der Frage nachgegangen, ob durch staatliche Nachfrageprogramme zusätzliche Dauerarbeitsplätze geschaffen werden könnten und kam zu dem - absehbaren - Ergebnis: nein. Auch eine Verkürzung der Arbeitszeit ändere an der Arbeitslosigkeit nicht viel, wird lapidar festgestellt. Gefragt sei eine arbeitszeitflexiblere Tarifpolitik. Wenn in Sachen Arbeitsplätze schon so wenig zu machen ist, wählte man sich wenigstens einen anspruchsvollen Titel für das diesjährige Gutachten: „Arbeitsplätze im Wettbewerb“.

ulk

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