piwik no script img

■ Mit der Coladose auf du und du„Leichtgewicht“

Berlin (taz) – Die Nachfrage nach dem Stoff, dessen größter Vorteil sein geringes Gewicht ist, nimmt nach Aussagen des Präsidenten des Gesamtverbandes der Deutschen Aluminiumindustrie (GDA), Dietrich Boesken, seit 1993 wieder zu. Auf ihrer Bilanz-Pressekonferenz gestern in Düsseldorf verkündete die Branche für das Jahr 1994 eine Erholung auf breiter Front.

Getränkedosen, Schraubverschlüsse, Bleche, Fahrradfelgen, Drähte, Joghurtbecherdeckel, Schokoladen- und Zigarettenpapiere, Zahnpastatuben, Bänder und Folien – die „Leichtgewichte“ boomen in Deutschland. Acht Prozent der gesamten Aluminiumprodukte in Deutschland sind Verpackungen. Der größte Abnehmer aber ist mit 34 Prozent die Fahrzeugindustrie, gefolgt von der Baubranche (17 Prozent).

Trotz der vergleichsweise geringen Tonnenzahl, die nach dem Verbrauch als Abfall entsteht, ist die Aluminiumproduktion ein ökologisches Desaster – von der Gewinnung bis zur Abfallbeseitigung. Schon bei der Förderung des Rohstoffs fallen große Mengen Abfall an. Bauxit, ein Gemenge aus Aluminiummineralien, Kieselsäure, Titan- und Eisenoxiden, wird im Tagebau gewonnen, überwiegend in den tropischen Ländern der sogenannten Dritten Welt – nicht nur weil die Konzentration der Alu-Mineralien dort höher ist, sondern auch, weil Arbeit, folglich das Produkt, billiger ist und die Industrienationen die landschaftszerstörende, abfallintensive und stromfressende Gewinnung von Aluminiumoxid lieber nicht im eigenen Land haben wollen. Nicht nur wird die Landschaft weiträumig und unwiederbringlich zerstört. Große Flächen des Regenwaldes wurden bereits für unsere Luxusprodukte des täglichen Bedarfs geopfert.

Um den für die Gewinnung des Bauxit erforderlichen Strom zu erzeugen, wurden Riesengebiete überschwemmt, am Rande der Stauseen Kraftwerke hochgezogen, die ursprünglichen Bewohner, etwa Indianervölker in Brasilien, aus ihren Dörfern vertrieben.

Für die Herstellung einer einzigen Coladose wird mehr Strom benötigt, als ein Kühlschrank in 24 Stunden verbraucht. Hera

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen