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Leichte SprachePolitik machen mit Behinderung

Katrin Langensiepen ist Politikerin für Die Grünen. Sie will eine soziale Politik für ganz Europa machen.

Katrin Langensiepen macht Politik für Die Grünen in Hannover Foto: Christian Wyrwa

Hinweis:

Hier können Sie den Text herunterladen.

Hier und hier können Sie die Original-Texte lesen.

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Katrin Langensiepen kommt aus Hannover.

Sie ist dort Politikerin für die Partei Die Grünen.

Sie setzt sich dort für eine soziale Politik ein.

Katrin Langensiepen hat eine Behinderung.

In ihren Armen fehlen bestimmte Knochen.

Deshalb sind ihre Arme etwas kürzer als bei anderen Menschen.

Das nennt man TAR-Syndrom.

Im Gespräch fragte die taz Katrin Langensiepen

nach ihrer Behinderung und nach ihrer politischen Arbeit.

Die taz fragte sie:

Fühlen sie sich behindert?

Katrin Langensiepen sagte dazu:

Die Arme gehören zu mir.

Sie sind ein Teil von mir.

Sie sollen so bleiben wie sie sind.

Aber manchmal werde ich behindert.

Dann liegen beim Frühstücks-Buffet im Hotel

zum Beispiel die Brötchen zu hoch.

Dann muss ich nach Hilfe fragen.

Und darauf habe ich keine Lust.

Ich wünsche mir in solchen Momenten,

dass die Menschen mehr mitdenken.

Katrin Langensiepen erklärte im Gespräch außerdem:

Der Umgang mit Menschen mit Behinderung

in der Gesellschaft ist sogar besser geworden.

Aber sie sagte auch:

Ich bin eine Luxus-Behinderte.

Wie meint sie das?

Sie sagt:

Ich kann sprechen.

Ich kann gucken.

Ich kann hören.

Ich kann mein Leben im Vergleich zu vielen

anderen Menschen mit Behinderungen sehr selbständig führen.

Ich bin für Menschen ohne Behinderung nicht so unheimlich.

Die taz fragte weiter:

Wie war das in der Schule und ihrer Berufs-Ausbildung?

Welche Barrieren gab es dort?

Katrin Langensiepen sagte:

In der Schulzeit hatte ich manchmal Nachteile.

Ich war wegen meiner Arme oft im Krankenhaus.

Nicht alle Kinder konnten das verstehen.

Und nicht alle Lehrer haben mir viel zugetraut.

Einige Lehrer meinten zu mir:

Du lernst nie schreiben.

Doch meine Mutter hat zu mir gehalten.

Trotz dieser Erlebnisse finde ich inklusive Schulen richtig,

in denen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen.

Nur so ist eine inklusive Gesellschaft möglich.

Katrin Langensiepen erzählt weiter:

Auch nach der Schule war es oft schwer.

Ich wollte eine Berufs-Ausbildung machen.

Dazu sollte ich eine Bildungs-Einrichtung in Berlin besuchen.

Dort kann man den Beruf Büro-Kauffrau lernen.

Die Ausbildung war aber schlecht bezahlt,

es gab damals nur 400 Mark im Monat.

Und ich durfte ab 22 Uhr das Gebäude nicht mehr verlassen.

Das fand ich schlecht und habe die Ausbildung nicht gemacht.

Die taz fragte:

Wie sind sie dann zur Politik gekommen?

Katrin Langensiepen sagte:

Ich war schon immer ein politischer Mensch.

Ich habe nach der Schule in der Nähe von Paris gearbeitet.

Ich habe dort in armen Vierteln gearbeitet.

Ich habe dort viel Ungerechtigkeit und viele Vorurteile

gegenüber armen Menschen gesehen.

Das hat mir Sorgen gemacht.

Ich wollte etwas dagegen tun.

Deshalb will ich bald auch Europa-Politik machen.

Ich will mich dort gegen Benachteiligung und Vorurteile einsetzen.

Die taz fragte:

Warum gibt es in der Politik wenige Menschen mit Behinderungen?

Katrin Langensiepen sagte:

Die politische Arbeit ist kein Standard-Job.

Es gibt keine geregelten Arbeits-Zeiten.

Es gibt eine hohe Belastung.

Das kann abschreckend sein.

Nicht immer sind alle Arbeitsplätze rollstuhl-gerecht.

Und für Menschen mit Behinderungen fehlen Vorbilder.

Ich will das ändern.

Ich möchte ein Vorbild sein.

Ich hoffe,

jemand denkt wegen mir:

Ich kann auch Politiker sein!

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Original-Text: Andrea Maestro

Übersetzung: taz leicht

Prüfung: capito Berlin, Büro für barrierefreie Information

Ein Text vom: 21. September 2018

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