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Lehrstellen gefährdet

■ Privatunternehmen können Lehrlingsausbildung nicht weiterfinanzieren

Frankfurt/Oder. Die Lehrstellensituation im Osten Deutschlands ist wenige Monate vor dem Ende des Schuljahres äußerst angespannt. Aber auch für die Lehrlinge ist oft die Ausbildung nicht gesichert wie in der Stahlleichtbau GmbH Frankfurt/ Oder. Für das Unternehmen ist die Lehrausbildung fast ein unlösbares Problem geworden. Viele der insgesamt 43 Lehrlinge, die den Beruf eines Konstruktionsmechanikers erlernen, wollen jetzt nach den neuen bundesdeutschen Lehrplänen ausgebildet werden. Die sehen nicht eine zweijährige, sondern eine um eineinhalb Jahre längere Ausbildungszeit vor. Der privatisierte Betrieb weiß nicht, woher er die Gelder für eine solche verlängerte Lehrzeit nehmen soll. Monatlich kostet ein Ausbildungsplatz rund 850 D-Mark plus rund 400 D-Mark Lehrlingsentgelt. Eigentlicht brauche das Unternehmen nur drei Lehrlinge, sagte Dagmar Dunkel, Leiterin der Personalabteilung. Entlassen dürfe und wolle man niemanden, würden doch Facharbeiter in den nächsten Jahren wieder gebraucht werden.

Eine Lösung des Finanzierungsproblems könne nur von der Landesregierung kommen. Zweimal habe er sich deshalb an die Brandenburgische Arbeitsministerin gewandt. Auch zwei Runde Tische im Unternehmen, zu denen die IG Metall und Eltern betroffener Jugendlicher geladen waren, brachten kein Ergebnis. Nach Ansicht der Personalchefin ist es ein „Kuriosum“, daß die Lehrlinge beim Konkurs des Unternehmens sofort von überbetrieblichen Bildungsstätten übernommen werden könnten. Dann wäre das Arbeitsamt zuständig. Die im Einigungsvertrag festgelegten Regelungen berücksichtigen aber nur die Finanzierung neu entstandener Ausbildungsplätze, jedoch nicht die „Überhänge“ aus der Ex-DDR.

Magdeburg. Die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Birgit Homburger, hat am Sonnabend in Magdeburg erneut Kooperationsmodelle bei der Berufsausbildung junger Leute gefordert. Schulabgänger ohne Lehrstelle aus der Ex-DDR sollten im Osten in Lehrbetrieben ihren Ausbildungsvertrag erhalten und dann für ein bis zwei Jahre bei Partnern in den alten Ländern lernen. Dort seien gegenwärtig mehr Kapazitäten vorhanden. Sie berichtete, allein in Ulm seien nahezu alle 50 Mitgliedsbetriebe der Industrie- und Handwerkskammer (IHK) bereit, einen Lehrling aufzunehmen. dpa/adn

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