: Lehrer „faule Säcke“?
betr.: „Weniger Freiheit, mehr Anerkennung“ (Lehrer sollten weniger zu Hause …), taz vom 29. 10. 02
Angesichts der doch recht komplexen Diskussion über Pisa, Bildungsfinanzierung und Lehrerarbeitszeit hätte ich mir eine differenziertere Betrachtungsweise gewünscht. Dieser Kommentar entspricht eigentlich nicht dem taz-Niveau. […] Die pauschale Bedienung von Vorurteilen und der Neid auf die disponible Arbeitszeit von LehrerInnen passt eher in die Bild- oder ähnlich gestrickte Zeitungen als in die taz.
Als Lehrer in der Gropiusstadt – Christiane F. war eine Schülerin von mir – ist nach acht Stunden Präsenz in der Schule der Arbeitstag nicht zu Ende. Aber dies kann ich einem Journalisten, der sich möglicherweise an seinen Schulerfahrungen jetzt abarbeiten muss, auch nicht plausibel erklären.
DETLEF MÜCKE, Berlin
betr.: „Der neue Bildungsschock“, taz vom 29. 10. 02
Deutschlands LehrerInnen arbeiten zu wenig in der Schule und zu viel zu Hause. Da staunt der taz-Leser, denn die Lehrverpflichtung für deutsche LehrerInnen ist im EU-Vergleich hoch, die zusätzlichen Arbeiten – je nach Fächerkombination – entsprechend (Vor- und Nachbereitungen, Korrekturen, Dienstbesprechungen, Elternkontakte; Fortbildungs- bzw. Weiterbildungsmaßnahmen). Von „faulen Säcken“ wird man da ernsthaft nicht sprechen können, es sei denn, man ist lehrerfeindlich eingestellt.
Die Personalressource LehrerIn bedarf ganz sensibler Maßnahmen, um ihre Arbeitskraft auch zu erhalten. Dass psychohygienische Maßnahmen an Deutschlands Schulen – und nicht nur dort – niedrig im Kurs stehen, gehört auch in diese Diskussion. Dienstbehörden und LehrervertreterInnen sind also gefordert.
GÜNTHER DICHATSCHEK, Institut für
Erziehungswissenschaften der Universität Wien
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