Leggings für Rugby-Spieler: Revolution der Meggings
Bislang war den Rugby-Männern das Tragen von Leggings verboten. Nun hat der Dachverband diese Regelung „aus Gründen des Wohlergehens“ geändert.
In hautengen Hosen schreitet die Welt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit: Männlichen Rugbyspielern ist es fortan erlaubt, Leggings zu tragen. Das gab der Weltverband World Rugby bekannt.
Bislang blieb das Leggingstragen den Frauen vorbehalten, doch nun wurde die entsprechende Regelung angepasst. Die sogenannten Meggings, wie Leggings für Männer auch genannt werden, genehmigt der Verband aus „Gründen des Wohlergehens“. Die Leggings soll Abschürfungen an den Knien auf dem künstlichen Spielfeldrasen verhindern.
Wie effektiv das Kleidungsstück die Spieler nun tatsächlich vor Schürfwunden bewahrt, bleibt ungewiss. Aber darum geht es nicht. Denn womöglich befreit das Tragen der Leggings die vermeintlich harten Kerle gar vom Joch der konstruierten Männlichkeit. Männlichkeit, die es harten Kerlen verbietet, Strumpfhosen zu tragen und sie mit blanken Beinen in der Kälte zittern lässt.
Spätestens seitdem die norwegischen Beachhandballerinnen bestraft wurden, weil sie Shorts statt Bikinihöschen zu einem Turnier trugen, spricht die Welt über die Absurdität von Kleidervorschriften für Sportlerinnen. Die walisische Weitspringerin Olivia Breen wurde ermahnt, weil ihre Shorts zu kurz und damit „unangemessen“ seien. Mit Ganzkörperanzügen hingegen wehrten sich die deutschen Turnerinnen gegen die ständige Angst, ihre knappen Trikots könnten verrutschen, während die Kameras klicken.
Zu kurz, zu lang, man(n) ist empört: Sportbekleidung ist anscheinend ein Politikum. „Wohlfühlen“ war bislang kein Kriterium für die Auswahl der Kleidung der Athlet:innen. Die Trikots der Frauen bei den diesjährigen Olympischen Spielen waren für viele interessanter als ihre Leistungen. Insofern gleicht es einer angenehmen Überraschung, dass die Diskussion um die Rugby-Leggings sich um männliche Athleten dreht.
Die Leggings für den Mann findet derzeit ihren Weg in die Mitte der Modegesellschaft, auch abseits vom Sport. Der Twitter-Account „Meggingsrebels“ fordert gar eine Meggings-Revolution und postet Bilder von Männern, die sie tragen. Laut New York Times stieg der Verkauf von Leggings in Großbritannien 2020 zur Pandemiezeit um 61 Prozent, in den USA immerhin um 21 Prozent. Mann ahnte, was Frau längst wusste: Strumpfhosen sind bequem.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen