Legalisierung der Abtreibung in Mexiko: Fortschrittlicher als die USA

Mexiko legalisiert Abtreibung und schließt sich damit einem Trend in Lateinamerika an. Doch das neue Recht bleibt fragil.

Abtreibung legal, sicher ud frei, eine Frau hält ein Banner

Abtreibung legal, sicher und frei: eine Forderung in Mexiko-Stadt beim Protest 2020 wird umgesetzt Foto: Rebecca Blackwell/ap

Ein Thema: das Recht auf Abtreibung. Zwei Länder: die USA und Mexiko. Zwei Oberste Gerichte, zwei Urteile – und zwei vollkommen entgegengesetzte Richtungen. Während der dank Donald Trump konservativ besetzte Oberste Gerichtshof in den USA im vergangenen Jahr das seit 1973 bestehende landesweite Recht auf Schwangerschaftsabbruch zurückdrehte, entschied der Oberste Gerichtshof in Mexiko am Mittwoch, es sei verfassungswidrig, Abtreibungen unter Strafe zu stellen. Die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, 1931 ins mexikanische Strafgesetzbuch geschrieben, stelle eine permanente Verletzung des Rechts „von Frauen und zur Schwangerschaft fähigen Personen“ dar.

Damit ist die Rechtslage im eigentlich deutlich katholischeren und sozial­konservativeren südlichen Nachbarland plötzlich fortschrittlicher und liberaler als in den USA. Zuvor waren in den vergangenen Jahren schon Kolumbien und vor allem Argentinien mit Entkriminalisierungen der Abtreibung vorangegangen.

Sie eint mit Mexiko, dass es starke, hartnäckige und von sehr vielen jungen Frauen geprägte feministische Bewegungen waren, die das Recht erkämpft haben. Allerdings: Die Frauen in den USA haben schmerzhaft erfahren müssen, was es bedeutet, sich auf die Gültigkeit eines Gerichtsurteils zu verlassen und nicht dafür zu sorgen, dass das Recht auch in Gesetzesform gegossen wird.

Der politische Kampf um reproduktive Rechte wird in Mexiko auch mit diesem bahnbrechenden Urteil nicht abgeschlossen sein. Zukünftige konservative Regierungen könnten den Geldhahn für reproduktive Gesundheit drosseln, Mobilisierungen von selbsternannten Lebensschützer*innen, etwa vor Abtreibungskliniken, könnten die Entscheidungsfreiheit junger Frauen über ihren Körper zumindest einschränken. Und einen gesellschaftlichen Konsens über das Recht auf Abtreibung gibt es auch in Mexiko nicht. Da hilft nur weiter mobilisieren – und womöglich erneut vor Gericht ziehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.