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Legaler Heroinschuß für schwer Abhängige

■ Der Kölner Polizeipräsident befürwortet Drogenfreigabe in kleinen Mengen

Köln (dpa/taz) – Die Stadt Köln sollte an Drogensüchtige Heroin und Kokain vergeben. Das schlägt Polizeipräsident Jürgen Roters vor. Nach seinen Vorstellungen sollte sich das Angebot „an die Gruppe von Schwerstabhängigen richten, die mehrfach erfolglos Therapien abgebrochen haben, die häufig körperlich verelendet und verwahrlost sind und auf Beschaffungskriminalität angewiesen sind. Das ist in Köln eine Gruppe von 120 bis 130 Männern und Frauen – bemitleidenswerte, schwerkranke Menschen“, sagte Roters.

Es gehe nicht darum, Heroin freizugeben, betonte Roters. „Wer mitmachen will, muß sich einer strikten Reglementierung unterwerfen, mit Beratung, mit psychosozialer Betreuung, mit einer ABM-Stelle oder sonstigen Arbeitsangeboten – wer da nicht mitmachen will, fliegt raus. Der Kölner Polizeipräsident hatte Frankfurt am Main und Zürich besucht, bevor er anregte, wie in Zürich Heroin kontrolliert an Schwerstabhängige abzugeben. Er hofft, daß die Kölner Stadtverwaltung einen Genehmigungsantrag für das Drogenexperiment beim Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medikamentenprodukte stellt. Heroin ist eine nicht verkehrs- und verschreibungsfähige Droge, deren Nutzung, etwa zu Forschungszwecken, der Genehmigung bedarf.

Beim Berliner Amt dürfte dieses Vorhaben sein vorläufiges Ende finden. Denn das Bundesinstitut hat bereits einen ähnlichen Antrag der Stadt Frankfurt abgelehnt – wegen mangelndem öffentlichen Interesse. Gegen den Beschluß hat die Stadt Frankfurt vor dem Verwaltungsgericht in Berlin Klage eingereicht. Das Verfahren steht noch aus.

Eine Bundesratsinitiative der Stadt Hamburg, nach der die Abgabe von Heroin zu therapeutischen Zwecken legalisiert werden soll, wird im Bundestag beraten. Das Bundesgesundheitsministerium wiederholte gestern, daß es dieses Gesetzesvorhaben wie auch das Kölner Projekt ablehnt.

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