Leere Leinwand: Klappe zu fürs Passage-Kino

Obwohl es eines der lukrativeren Häuser der Cinemaxx AG ist, soll das Passage-Kino schließen - weil es den Multiplexen Konkurrenz macht.

Der Vorhang schließt sich: Der große Saal des Passage-Kinos. Bild: Cinemaxx

In dieser Jahreszeit gibt es nur eine Sonne, die uns wärmt: Der Projektor, der seinen Strahl durch einen dunklen Raum auf eine Leinwand wirft. Der Projektor des Passage-Kinos ist ein Philips FP 30 und es kann sein, dass er nicht mehr lange strahlt. Gestern war die letzte Vorstellung, und wenn es nach dem Betreiber, der Cinemaxx AG geht, soll damit alles zu Ende sein.

Das Passage-Kino ist ein Haus mit Tradition. Seit 1913 wird es bespielt und gehörte einst zwei jüdischen Hamburgern. Die wurden von den Nazis enteignet und flohen. In den 60er-Jahren wurde das Grundstück zurückerstattet. Die 40 Erben wohnen in den USA, Uruguay und England. Der Pächter während des Dritten Reiches bekam nach dem Krieg keine Konzession, so übernahm seine Tochter das Kino und verkaufte es an Heinz Riech von der Ufa. Die Ufa zerstörte dann alles und nahm heraus, was zum Betrieb eines Kinos notwendig ist.

Es sieht nun so aus, als wiederhole sich dies. Ende des Monats will die Cinemaxx AG das Passage-Kino besenrein übergeben. Ohne Projektoren, Lüftungsanlage und Stühle, damit niemand Lust hat, dort wieder ein Kino zu eröffnen und den Multiplex-Kinos von Cinemaxx Konkurrenz macht. Das ist Cinemaxx-Politik.

Jahrelang hat die Cinemaxx AG bis auf einen neuen Teppich nichts ins Passage-Kino investiert. Das hat bei den Eigentümern, die von der Firma Hertz Immobilien vertreten werden, zu Irritationen geführt. Der Darstellung, die von Cinemaxx-Sprecher Thomas Schultz und seinem Chef, Christian Gysi, geliefert wird, die raffgierigen Eigentümer hätten durch ihre Mieterhöhung das Ende des Kinos eingeleitet, widerspricht Jens Meyer vom 3001-Kino: "Dort wurde seit zehn Jahren die Miete nicht erhöht, die Cinemaxx AG nutzt diesen Vorwand, um das Haus zu schließen, weil das von Anfang an so geplant war." Das Passage soll 150.000 Besucher im Jahr gehabt haben. Der Betriebsrat spricht davon, dass das Kino eines der lukrativeren Häuser der Cinemaxx AG war. "Die Behauptung der Cinemaxx AG, dort ließe sich kein rentables Kino betreiben, stimmt nicht", sagt Meyer.

Die Cinemaxx AG hat seit Ende der 90er-Jahre fünf Kinos in Hamburg übernommen, übrig geblieben ist nur das Holi. Die Frage ist, wie lange noch. "Jedes Kino, das zumacht, ist eins zu viel", sagt Meyer. Es zeige sich, dass die Stammgäste etwa des geschlossenen Studio-Kinos in der Bernstorffstraße und des Ufa-Hauses am Grindel eine Weile in andere Kinos gehen und dann zu Hause bleiben. "Es ist schade, ein funktionierendes Kino kaputt zu machen", sagt Meyer. Die zwölf Passage-Mitarbeiter bekommen, je nach Betriebszugehörigkeit, zwischen 50 und 9.000 Euro Abfindung. Es gibt einen Bewerber, der im Passage weiterhin ein Kino betreiben möchte. Hertz Immobilien verhandelt aber mit einem anderen Bewerber. "Wenn es kein Kino wird", sagt Meyer, "wird es ein Handyladen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.