Leere Kassen stoppen Produktion: Saab sucht Saab-Käufer

Der schwedische Autohersteller hat große finanzielle Probleme. Die Fertigung stand wegen unbezahlter Rechnung still. Auch nach der Einigung mit Zulieferern bleibt die Zukunft ungewiss.

Sie läuft und der Chef von Spyker Cars beobachtet: Produktion am Saab-Fließband im schwedischen Trollhättan. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | Drei Tage lang standen die Bänder im Verlauf dieser Woche bei dem traditionsreichen Autobauer still, weil es an den nötigen Teilen fehlte. Einmal war es der deutsche Logistiker DB Schenker, der wegen einer angeblichen Millionenschuld kurzerhand alle Transporte stoppte und nur noch die Lkws abladen ließ, für die bezahlt wurde.

Dann waren es verschiedene Zulieferer, die sich über offene Rechnungen beklagten und deshalb die Teileversorgung stoppten. Das PR-Büro, mit dem Saab 19 Jahre lang zusammengearbeitet hatte, schmiss ebenfalls hin, weil man von dem Autobauer seit Dezember kein Geld mehr gesehen hatte.

Bei Saab versuchte man für alles eine Erklärung zu finden. Mal waren es Preisverhandlungen, mal das neue Bezahlungssystem, das technische Schwierigkeiten hatte - Vertrauen erweckten diese Auskünfte nicht. Zumal klar ist, dass die kleine Traditionsfirma mit den Verkäufen, die man derzeit macht, langfristig nicht überleben kann.

Der US-Autokonzern General Motors, der Saab zwei Jahrzehnte lang führte, schaffte es nicht, bei einer Produktion von jährlich über 100.000 Pkws schwarze Zahlen zu schreiben. Im vergangenen Jahr verkaufte GM Saab deshalb an den kleinen niederländischen Sportwagenhersteller Spyker. Der hatte mit 80.000 Wagen kalkuliert, konnte 2010 gerade aber einmal 32.000 Saabs absetzen. Damit machte man pro verkauftem Fahrzeug 4.000 Euro Verlust - was sich übers Jahr zu insgesamt 130 Millionen Euro aufaddierte und Spyker in große Bedrängnis brachte.

Saab lebt derzeit teilweise von Krediten der Europäischen Investitionsbank über insgesamt 400 Millionen Euro, für die der schwedische Staat bürgt. Stockholm sitzt damit in Trollhättan mit am Steuer und hat sich zur Sicherheit das Ersatzteillager überschreiben lassen. Ob das wirklich reicht oder ob im Fall eines Konkurses die SteuerzahlerInnen zur Kasse gezogen werden würden, ist unklar.

Nach dem dreitägigen Produktionsausfall sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag eine rasche Rückkehr zur Normalität voraus. Die Fertigung solle so schnell wie möglich auf eine Kapazität von mehr als 200 Fahrzeugen am Tag hochgefahren werden.

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