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Lebensmittelvernichtung in FinnlandWegwerfen soll verboten werden

Nach Frankreich will auch Finnland die Lebensmittelvernichtung beenden. Ein Gesetzentwurf sieht ein Vernichtungsverbot vor.

Noch genießbare Lebensmittel sollen an Bedürftige abgegeben werden Foto: dpa

Stockholm taz | „Hävikinkaatajat“ heißt die Informationskampagne, mit der der finnische Frauenverband „Martha“ seit einigen Monaten auf Tournee ist: Kampf der Verschwendung. Der Verband klärt über die Unmengen genießbarer Lebensmittel auf, die in Finnland täglich im Müll landen. Das sind jährlich immerhin rund 100 Kilo pro Kopf der Bevölkerung oder fast 20 Prozent aller produzierten Nahrungsmittel, so eine Studie von „Luke“, einem Institut für Naturressourcen.

Kampagnen allein reichen nicht, meint eine parlamentarische Initiative. Ihr Ziel ist, Finnland nach Frankreich zum zweiten EU-Land zu machen, wo das Wegwerfen von Lebensmitteln gesetzlich verboten ist. Der Gesetzentwurf geht weiter als die Regelung in Frankreich.

Einbezogen werden sollen Supermärkte und alle anderen Lebensmittelläden bis hin zum Backshop an der Ecke sowie Kindergärten, Krankenhäusern und alle kommunalen Küchen und Cafés. Sobald Mitarbeiter die Lebensmittel aus Regalen, Auslagen und Küchen entfernen, weil sie nicht mehr verkauft oder verteilt werden, sollen sie die Produkte an Wohltätigkeitsorganisationen weitergeben müssen.

Der Lebensmittelhandel sträubt sich gegen das Gesetz. Zwar gebe es in der Hauptstadtregion und einigen größeren Städten Hilfsorganisationen als Abnehmer. In weiten Teilen des Landes fehlen sie aber, sagt Ilkka Nieminen, Chef der Einzelhandelsorganisation Päivittäistavarakauppa.

Dann müsse das erforderliche Netzwerk aufgebaut werden, sagt Hanna Kuisma von der „Tafel“-Organisation „Yhteinen pöytä“. Diese Organisation verteilt wöchentlich mehrere Tonnen an unverkauften Lebensmitteln.

Die Gemeinden sollten gesetzlich verpflichtet werden, die Verteilung der Nahrungsmittel zu organisieren, fordert sie. Das habe auch sozialpolitische Aspekte. Der Bedarf an Lebensmittelhilfe steige ständig.

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5 Kommentare

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  • Klingt erst einmal gut.

     

    Könnte aber die Erwartung steigern, dass man arme Menschen weniger unterstützen müsse, weil diese sich ja - jetzt noch besser - von Aussortiertem ernähren könnten.

     

    Sozialämter in Deutschland haben schon KlientInnen zur Tafel geschickt. Neu wäre der Gedanke also nicht.

  • Nach Frankreich ? Dort wird eine Verwendung genießbarer Lebensmittel zur Kompostierung als sinnvoll und noch legal erachtet. Supermärkte rollen sich grüne Tonnen auf den Hof und weiter geht´s.

  • Warum sollte das etwas bringen? Das Wegwerfen der Lebensmittel ist nicht die Ursache des Problems, es ist die Folge. Die Ursache ist die Überproduktion von allem was der Mensch begehrt (zumindestens für den europäischen Markt).

    Bestes Beispiel ist die Milch und alles was daran anknüpft von Butter bis Quark.

     

    Als Anreiz wäre es natürlich sehr interessant. Dann muss aber abgezählt werden, wie viel von welchem Produkt weggeworfen wird, also welcher Hersteller zu viel produziert.

    Dann können diese Betriebe ermahnt werden und darauf reagieren. Sollte eigentlich auch in ihrem Interesse sein, zu wissen, wie viel direkt in die Tonne wandert.

     

    100 kg Lebensmittel kann ich trotzdem nicht in einem Jahr mehr essen!

    • @MOSI:

      Das ist möglicherweise der Kluge Hintergedanke dabei. Wenn Wegwerfen teuer ist, kann über diesen Hebel die maßlose Überproduktion mit all ihren 'Nebenwirkungen' vllt. gedrosselt werden.

    • @MOSI:

      Die Rechnung: Lebensmittel, die als marktlich verworfen gelten und aber gegessen werden, ersetzen 1 A- Ware. Folge: Es wird weniger 1 A- Ware gekauft und damit auch weniger produziert. Noch Fragen ?