Lebensmittel und Energie teurer: Inflation trifft Arme besonders

Ärmere Menschen traf die Inflation im vergangenen Jahr besonders stark, so eine Analyse. Verantwortlich dafür: Strom, Erdgas, Lebensmittel.

Lebensmittel liegen in einem Supermarkt an der Kasse auf dem Band.

2023 litten einkommensschwache Haushalte besonders unter den Preissteigerungen von Lebensmitteln Foto: Sven Hoppe/dpa

Die Inflation des vergangenen Jahres belastete arme Haushalten besonders stark. Für Singles mit einem niedrigen Einkommen von maximal 900 Euro monatlich belief sich die Teue­rungsrate auf 6,3 Prozent, wie am Donnerstag veröffentlichte Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zeigen. Das ist ein voller Prozentpunkt mehr als bei Singles mit hohen Einkommen ab 5.000 Euro monatlich, die mit 5,3 Prozent unter allen Haushalten die niedrigste Teuerungsrate zu verzeichnen hatten.

Insgesamt lag die Inflationsrate im vergangenen Jahr bei 5,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag aufgrund von vorläufigen Berechnungen bekannt gab. Damit ist die Inflation gegenüber 2022 zwar leicht gesunken – damals erreichte sie einen historischen Höchststand von 6,9 Prozent. Sie liegt aber weiterhin deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent. Dieses Jahr könnte das Ziel beinahe wieder erreicht werden. Die IMK-Ökonomen gehen für 2024 von einer Inflation von 2,5 Prozent aus.

Das Institut berechnet seit Anfang 2022 jeden Monat, wie sich die Inflation auf die unterschiedlichen Haushaltstypen auswirkt. Demnach litten bis zum Spätsommer 2023 einkommensschwache Haushalte besonders unter den Preissteigerungen. Ihre spezifischen Inflationsraten lagen zum Teil deutlich über der allgemeinen Inflationsrate. Besonders groß war der Unterschied im Oktober 2022. Damals hatten Familien mit niedrigen Einkommen die höchste Inflationsrate im Haushaltsvergleich mit 11,0 Prozent. Dagegen waren es bei Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen 7,9 Prozent.

Der Grund ist, dass arme Menschen einen besonders großen Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel und Energie ausgeben. Insbesondere diese beiden Posten verteuerten sich im Zuge der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelösten Energiepreiskrise. So kostete Erdgas Ende 2023 14,7 Prozent und Strom 12,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Lebensmittelpreise stiegen um 12,4 Prozent. Ohne diese beiden Warengruppen wäre die Inflation 2023 mit 5,1 Prozent deutlich niedriger ausgefallen.

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