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Leben und lieben in Ziffern

Zwanzig Jahre Hamburg in Zahlen: Die „Zeitreihen“ des Statistischen Landesamtes räumen mit Vorurteilen auf  ■ Von Gernot Knödler

Jetzt ist es amtlich: Was wir stets zu wissen glaubten, schon immer oder noch nie wissen wollten, hat das Statistische Landesamt Hamburgs mit Daten untermauert und in der Broschüre „Zeitreihen“ von 1970 bis 1997 zusammengefaßt.

Beginnen wir bei den grundlegenden Tatsachen des Lebens: Sterben müssen wir alle, aber die HamburgerInnen sterben weniger als noch vor 30 Jahren. Von 26.561 im Jahre 1970 sank die Zahl der jährlich Verschiedenen stetig, bis auf 19.328 im Jahr 1997. Dieser Trend konnte jedoch nicht verhindern, daß die EinwohnerInnenzahl der Hansestadt seit 1970 um 90.000 Menschen gesunken ist. 1997 betrug sie auf beinahe exakt 1,7 Millionen.

Darin ist eine schlechte Nachricht für die Männer enthalten: Ihre Auswahl unter allen Altersklassen des weiblichen Geschlechts hat sich verringert; der Frauenüberschuß ist kleiner geworden. 1970 standen 829.000 Männern noch 965.000 Frauen gegenüber, 1997 kamen auf 823.000 Männer noch 882.000 Frauen.

Heiraten wollen immer weniger Paare: 1970 waren es knapp 14.000, Ende der 90er nur noch gut die Hälfte – rund 8000. Die Zahl der Scheidungen dagegen schwankte nur unwesentlich: In jedem Jahr sind es um die 5000. Damit wurden – im Verhältnis zu den Eheschließungen – immer mehr Paare geschieden.

Daß die Bevölkerung in den vergangenen drei Jahrzehnten vergreist wäre, läßt sich den Zahlenreihen nicht entnehmen. Mit 17 Prozent über65jährigen ging es 1970 los; 16,8 waren es 1997. Ende der 70er Jahre gab es den größten Anteil Alter (1979: 19,3 Prozent).

Vervierfacht hat sich die Zahl ausländischer HanseatInnen der „65 und mehr Jahre auf dem Buckel“-Klasse, wiewohl ihre absolute Zahl immer noch winzig ist: um die 9000 sind es heute.

Der Prozentsatz der Jugendlichen dagegen ist kleiner geworden: Gut 21 Prozent unter18jährige gab es Anfang der 70er, gut 16 Prozent waren es 1997. Die meisten Minderjährigen haben einen deutschen Paß: Der Anteil der AusländerInnen unter ihnen hat Anfang der 90er seinen Zenit überschritten (23,1 Prozent). 1997 lag er bei 21,9 Prozent, 1970 bei nur 3,7 Prozent. Der Ausländeranteil insgesamt ist in der gleichen Zeit von rund vier auf etwa 15 Prozent gestiegen. Die Türken stellen mit mehr als 70.000 BürgerInnen die größte Gruppe; mit jeweils deutlichem Abstand folgen die HamburgerInnen aus Ex-Jugoslawien und Polen.

Der Wohlstand in Hamburg ist im Schnitt über die ganzen 20 Jahre hinweg gestiegen: Die Wohnfläche erhöhte sich von 24 auf 35 Quadratmeter. Die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätige stieg von 76.000 auf 120.000 Mark (1995). Das monatliche Durchschnittsgehalt eines männlichen Angestellten wuchs von 1.500 auf 6.500 Mark, das einer weiblichen Angestellten von 1.000 auf 4.800 Mark. Bei den ArbeitnehmerInnen hat sich der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen seit 1970 in etwa verdreifacht. So räumen die Zahlenreihen ganz nebenbei mit dem einen oder anderen liebgewonnenen Vorurteil auf: etwa mit der Annahme, daß sich die Bezahlung der Frauen im Vergleich zu den Männern verbessert hätte.

Die Broschüre kostet 19 Mark und ist erhältlich beim Statistischen Landesamt, Steckelhörn 12

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