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Hermannus Pfeiffer über den Milliardengewinn der Deutschen BankLeben Totgesagte länger?

Totgesagte leben länger“, überschrieb die Deutsche Bank am gestrigen Donnerstag einen Bericht ihrer Analysten. Darin ging es allerdings um die moderne Dreckschleuder, den Dieselmotor. Bankboss John Cryan überraschte derweil die Branchenbeobachter mit einem Milliardenprofit. Der Gewinn nach Steuern, rechnete Cryan vor, war sogar 143 Prozent höher als im Vorjahresquartal ausgefallen.

Wow, ist die größte deutsche Bank damit aus dem Schlamassel raus, der ihr jahrelang hohe Verluste beschert hatte? Keineswegs. Das zeigt schon ein Blick auf die Erträge, also das, was in die Kasse kam. Die Erträge lagen bei 7,3 Milliarden Euro und damit 9 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Sieger sehen anders aus.

Die recht hohen Gewinne der Deutschen Bank verdankt Bankboss Cryan vor allem den gesunkenen Aufwendungen und Kosten. Sprich: Sein Sparkurs zeigt Wirkung. Eine nachhaltige Strategie für die Geschäftsfelder der Zukunft ist aber nach wie vor nicht erkennbar. Zwar hat die Umsetzung der vor gut einem Jahr verkündeten „Strategie 2020“ begonnen.

Doch die ist eher ein taktischer Bauplan: Da sind tausende Rechtstreitigkeiten in aller Welt, eine hoffnungslos überalterte Informationstechnik, die unklare Zukunft der konzerneigenen Postbank mit ihren mehr als zehn Millionen „kleinen“ Kundinnen und Kunden und radikaler Jobabbau.

Während der ewige, kleinere Rivale Commerzbank an 1.000 Filialen festhält – doppelt so viel wie Cryan – und durch eine wirkungsvolle Marketingoffensive hunderttausende neue Konten gewinnt, scheint die Deutsche Bank weiter auf dem Rückzug.

Richten soll es nun – möglicherweise – das riskante Investmentgeschäft nach britischem Muster, unter anderem der eigenen „Privatbank“ Sal. Oppenheim. In seiner Not könnte Cryan zum Zocker werden. Das dürfte schiefgehen. Eine Fusion mit der ­Commerzbank könnte dann das Ende sein.

Wirtschaft + Umwelt

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