piwik no script img

Langweilen kann ich mich auch woanders

■ betr.: „Die Kinder des Olymp“, taz vom 1.7. 97

Im real existierenden Patriarchat gehört schon eine ganze Menge Mut dazu, sich gegen Frauen – auf welche Weise auch immer – zu wehren. Der taz-Rezensent tut dies beherzt im Rahmen seiner Berichterstattung über den Ingeborg-Bachmann-Preis. Er freut sich von Herzen, daß ein Mann mit einem Text voller Gewaltphantasien gegen eine Frau diesen Preis gewinnt, der immerhin den Namen einer Frau trägt. Er nimmt auch seinen ganzen Mut des Unterdrückten zusammen und stellt schonungslos klar, welche schriftstellerinische Qualität die am Wettbewerb teilnehmenden Frauen abgeliefert hätten („Bastei-Lübbe-Heftchen-romanhaft“, „somnambule Fin-de-siècle-Literatur voll schwülstender Sehnsucht nach keuscher Erotik“).

Und frau, des andauernden Unterdrückens von Männern inzwischen schon ein bißchen müde, freut sich, ausführlich vom „innovativsten“ Text des gesamten Wettbewerbs zu erfahren, der „eine seltene Freude“ macht, indem er sich traut, das verwerfliche Tun „lesbisch-feministischer Heidelberger Studentinnen“ zu thematisieren.

Der taz-Mann hat allerdings klar erkannt, daß dies ein eminent politischer Text ist. Und wenn eine noch über das Wort „innovativ“ stolpert, hier von mir eine mögliche Erklärung: Beginn des Patriarchats in unseren Breiten vor zirka 4.000 Jahren, Frauenvernichtung im großen Stile am Beginn der Neuzeit, seither läuft alles wie geschmiert. Helga Leirich, Landsberg, Baye-

rische Landessprecherin der Fe-

ministischen Partei Die Frauen

Kompliment an Jörg Magenau. Ihm gebührt der Ingeborg-Bachmann-Literaturpreis (und niemannd sonst), weil seine glänzend geschriebene Reportage all das beinhaltet, was die prämierten Autoren und deren Texte nicht besitzen: Biß & Ironie, Witz & Humor (ganz zu schweigen von einem interessanten Thema). Langweilen kann ich mich auch woanders. Kuno Bärenbold, Karlsruhe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen