piwik no script img

Langsame Tänzer zwischen Bleibuchstaben

■ Die Büchergilde Gutenberg stellt „Graphische Bücher“der Andante-Handpresse aus

Der indische Tänzer tanzt ein paar Mal. Erst auf Karton, dann im Holz und schließlich auf Papier. Hier erscheint seine schwarze Kontur vor einem blutroten Hintergrund. Die weiße Pluderhose läßt seine Beine nur erahnen - im Hintergrund ein gelbgekleideter Beobachter.

Der Tänzer ist mit seinen schwarzen Konturen Abbild der Linien und Flächen, die Peter Rensch erst in Karton geschnitzt, dann auf Holzplatte aufgezogen und schließlich auf das Papier gedruckt hat. In weiteren Druckvorgängen werden dann die Farben hinzugefügt. Neben den „Künstlergraphiken“zeigt die Büchergilde Gutenberg derzeit auch die „Graphischen Bücher“der Berliner Künstler Peter und Inga Rensch, die sie seit 1990 in ihrer Berliner Werkstatt, der „Andante Handpresse“produzieren und selbst verlegen.

Andante – ruhig und gemäßigt –soll Prinzip und Kennzeichen ihrer Arbeit sein. Das gilt für die langsame, manuell aufwendige Arbeitsweise, die nur kleine Auflagen zuläßt, genauso wie für das Ergebnis: In sich ruhende Gesichter, Landschaften, Straßenzüge oder einfach nur Formen. In den Büchern begleiten ihre Graphiken mit alten Bleibuchstaben gesetzte Gedichte.

Seiten werden hier oft mit nur einer großbuchstabigen Gedichtzeile gestaltet. Ein einzelnes Gedicht wird so zum ganzen Buch, begleitet von der Graphik dann zum Bilder-Buch.

Neben eigenen Gedichten von Inga Rensch erhalten auf diese Art auch Hugo Balls dadaistische Sprachmontage in „Karavane“, Rilkes „Gegenstrophen“und „Die neuen Fernen“von Ringelnatz ihre Bebilderung.

Schön zuangucken, aber wirklich schätzen können das vermutlich nur Liebhaber.

Eva Rink

Ausstellung bis zum 9. Mai, Büchergilde Gutenberg, Besenbinderhof 61, Mo- Fr, 9-18 Uhr, Sa, 9- 13 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen