Langsame Stadtentwicklung: Container weichen nicht
Vor über einem Jahr wurden Pläne vorgestellt, die riesigen Containerflächen in Wilhelmsburg zu räumen – aber passiert ist bisher nichts.
Der Verein „Zukunft Elbinsel“ war begeistert. Das, wofür sie sich seit zehn Jahren eingesetzt haben, schien zum Greifen nah: Die immensen Leercontainer-Depots sollten aus Wilhelmsburg verschwinden. So sehen es die im vergangenen Frühjahr vorgestellten Pläne der Arbeitsgemeinschaft „Centrales Leercontainer Centrum“ (Arge CLC) vor. Aber passiert ist nichts.
Die in Wilhelmsburg verstreuten Leercontainer-Flächen sollten im Hafen gebündelt werden. Außerdem sollte im Seehafenhinterland an der Elbe in Wittenberge ein Depot angelegt werden, um hauptsächlich die Binnenschiffe zu be- und entladen. „Das würde für Wilhelmsburg eine Entlastung von 1.700 Lastwagen am Tag bedeuten“, sagt Manuel Humburg von Zukunft Elbinsel.
„So ein Projekt braucht Zeit“, sagt der Sprecher der Arge CLC, Eckhardt Stübner. Über die Hälfte der im Hafen verteilten Leercontainer-Flächen liegen in Wilhelmsburg. Allein zwei der vier an der Arge CLC beteiligten Firmen bewegen hier jedes Jahr 200.000 Container hin und her.
60 Prozent der gesamten Leercontainer-Flächen des Hafens befinden sich in Wilhelmsburg.
Das entspricht einer Fläche von ungefähr drei Quadratkilometern mit einem jährlichen Containerverkehrsvolumen von fast 700.000 TEU. TEU steht für Twenty-foot Equivalent Unit, ein Maß für Kapazitäten von Containerschiffen und Umschlagsmengen.
Vor zwei Jahren hat sich die Arbeitsgemeinschaft Centrales Leercontainer Centrum gegründet - mit dabei sind die Firmen Progeco Deutschland, CMR Hamburg, BSPartner und Konrad Zippel Spediteur. Das Ziel ist es, 5.000 TEU im Hafen und 5.000 TEU in Wittenberge zu lagern.
Den Impuls, sich in einer Arbeitsgemeinschaft für ein effizienteres Leercontainer-Konzept im Hafen einzusetzen, bekamen die beteiligten Firmen bereits 2007 durch die Mega-Staus. Als „Bahngleise verstopft waren und sich der Verkehr auf der A 7 zweispurig rückstaute“, sagt Stübner. Auf welche Hindernisse die Arge CLC bei ihren Bemühungen gestoßen ist, die Container-Bewegungen zu bündeln und aus Wilhelmsburg rauszubringen, will Stübner nicht sagen.
In Wilhelmsburg wächst die Resignation. Humburg sieht einen Interessenkonflikt zwischen Hafen und Stadt, und er verweist auf die aktuellen Entwicklungen, die in Wilhelmsburg eher eine Lagerfläche sehen als ein Gebiet mit entwicklungsfähigem Potenzial. Der geplante Opernfundus, der gegen alle Analysen an eine Stelle in Wilhelmsburg gesetzt werden soll, die zu kostbar sei für bloße Lagerung, sei so ein Beispiel, sagt Humburg.
Die Verantwortlichen der Internationalen Bauausstellung (IBA) ziehen hingegen eine positive Bilanz. „Der kooperative Ansatz, den die IBA gegenüber der Hafenwirtschaft gewählt hat, führte bereits zu einer Reihe von erfolgreich umgesetzten Projekten“, sagt Pressesprecher Rainer Müller. Beispiele seien die Öffnung des Spreehafens oder die bessere Fahrradverbindung zwischen altem Elbtunnel und Reiherstiegviertel. Außerdem verweist Müller darauf, dass das Leercontainer-Lager am Jaffe-David-Kanal bis 2017 aufgelöst und die Fläche für Wohnungsbau genutzt werden soll. Ein Beschluss, der aus einem in Wilhelmsburg durchgeführten Beteiligungsverfahren der Umweltbehörde zurückgeht.
Bis dahin will die Betreiberfirma Progeco zusammen mit den anderen Firmen längst in ihr Centrales Leercontainercentrum gezogen sein. Wo das dann sein wird, erwartet nicht nur Manuel Humburg mit Spannung.
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