Lange Haft für VW-Manager in den USA: Geht das auch in Deutschland?
In den USA wurde der zweite VW-Manager verurteilt. In Deutschland kommt die strafrechtliche Aufarbeitung des Abgasskandals langsamer voran.
Warum verurteilen die Gerichte in den USA die Manager, in Deutschland nicht? Diese Frage stellt sich bei der juristischen Aufarbeitung des Dieselskandals. Allerdings: So untätig sind auch die deutschen Ermittler in der Diesel-Causa nicht – aber langsamer. In den USA wurde am Mittwochabend (Ortszeit) bereits der zweite VW-Manager verurteilt. In Deutschland gibt es dagegen noch nicht einmal eine Anklage, aber immerhin mehrere Ermittlungsverfahren. Dabei ist die Staatsanwaltschaft Braunschweig für VW zuständig, die Staatsanwaltschaft München II für Audi und die Ermittlungsbehörde in Stuttgart für Porsche.
In Braunschweig wird gegen 39 Beschuldigte wegen Betrugs und strafbarer Werbung in Deutschland und den USA ermittelt. Einer der Beschuldigten ist der Ex-VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn. Es geht um den Verkauf von Dieselfahrzeugen mit dem Motortyp EA189. Und, dass Kunden die Abschaltvorrichtung für die Abgasreinigung verschwiegen wurde. Gegen einzelne Beschuldigte wird auch wegen Marktmanipulation, Urkundenunterdrückung und Steuerstraftaten ermittelt.
In München richtet sich das Ermittlungsverfahren gegen sechs Beschuldigte. Hier wurde zunächst nur wegen Betrugs auf dem US-Markt ermittelt. Inzwischen wird aber auch die Täuschung deutscher Verbraucher geprüft. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft eröffnete als bislang letzte Behörde ein Verfahren – gegen „unbekannte Mitarbeiter“ von Porsche und einer US-Tochter.
Bisher kamen zwei ehemalige Audi-Manager in Untersuchungshaft. Der ehemalige Audi-Motorenentwickler Giovanni P. war der erste. Er soll vor allem an der Täuschung der US-Behörden beteiligt gewesen sein. Mitte November wurde P. entlassen, nachdem er ausgesagt hatte. Auch ein Auslieferungshaftbefehl der USA wurde mit Blick auf die Strafverfolgung in Deutschland abgelehnt.
Es bestehe Vertuschungsgefahr
Seit September ist ehemalige Audi-Manager und spätere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz in Untersuchungshaft. Giovanni P. hatte ihn belastet. Mitte November wies das Landgericht München I seine Haftbeschwerde zurück. Es bestehe Vertuschungsgefahr. Auch das Angebot, 3 Millionen Euro Kaution zu stellen, nutzte nichts. Er sitzt noch immer in Haft.
Mehrere Audi-Motorenentwickler, die entlassen wurden, haben dagegen vor dem Arbeitsgericht Heilbronn geklagt. Mit Ulrich Weiß, Chef der Motorenentwicklung in Neckarsulm, soll es deshalb im September eine außergerichtliche Einigung auf eine millionenschwere Abfindung gegeben haben. Beobachter sehen darin den Versuch, eine öffentliche Verhandlung zu verhindern. Den Käufern von VW- und Audi-Diesel soll keine Munition für zivilrechtliche Klagen gegeben werden.
Auch haben bereits Tausende VW-Käufer gegen VW oder ihre Autohäuser auf Schadensersatz oder Rückabwicklung des Kaufs geklagt. Die Rechtsprechung ist uneinheitlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“