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Landtagswahl in HessenDie Linke kämpft gegen die SPD

Die Linkspartei arbeitet sich im hessischen Wahlkampf an den "verräterischen Sozialdemokratie" ab. Das dürfte sich auch bei einem Einzug in den Landtag nicht ändern.

Die Linkspartei auf Westkurs Bild: dpa

Ehemalige Sozialdemokraten machen die Mehrheit der Mitglieder der Linkspartei in Hessen aus. Dazu kommen einige einst der DKP angehörende Realsozialisten, die nach der Wende zur PDS wechselten. Mit von der Partie sind außerdem ein paar gut geschulte eloquente junge Kommunisten aus Splittergruppen und eine Handvoll Konvertiten vom linken Rand der Grünen - fertig ist die Linke in Hessen.

Die so strukturierten Genossen arbeiten sich im Wahlkampf vornehmlich an der "verräterischen Sozialdemokratie" ab. Erst danach werden die eigenen politischen Ziele wie etwa die Abschaffung von Hartz IV, die Einführung einer Bürgerversicherung für alle oder die Rücknahme der Rente mit 67 propagiert. "Die SPD ist für Arbeiter, Angestellte und die vielen Arbeitslosen seit Schröder nicht mehr wählbar", heißt es zum Beispiel in einem Faltblatt von Marianne Flörsheimer, parteilose Direktkandidatin im Wahlkreis Groß-Gerau West.

Und da Flörsheimer einst Mitglied der Grünen war, bekommt auch diese Partei ihr Fett gleich mit weg: "Die Grünen haben den ganzen Hartzer Käse, aber auch den völkerrechtswidrigen Jugoslawienkrieg mitzuverantworten. Grün war mal für viele die Hoffnung. Aus und vorbei!"

Und auch im Landtag wird es der Linken vor allem darum gehen die SPD vorzuführen. Das zeigt schon der erste Antrag, den Spitzenkandidat Willi van Ooyen in der vergangenen Woche für den Fall der Realisierung des "primären Wahlziels" vorstellte. Man wolle testen, ob es der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti tatsächlich ernst sei mit ihrer Unterschriftenaktion für den Mindestlohn, hieß es. Ohnehin sei diese Kampagne eine Idee der Linken gewesen, die die SPD einfach nur abgekupfert habe.

Van Ooyen ist allerdings nur zweite Wahl. Die linken Genossen machten zunächst den Marburger Altkommunisten Pit Metz zum Spitzenkandidaten. Nach einem Vergleich der im Ausland eingesetzten Bundeswehrsoldaten mit den Mauerschützen der DDR musste dieser jedoch auf der Druck der Parteispitze in Berlin "freiwillig" zurücktreten. Wegen "zu vieler politikunfähiger Betonkommunisten" bei den Linken in Hessen, warnte kürzlich sogar ein Kreisvorsitzender vor der Wahl seiner eigenen Partei.

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