piwik no script img

Landtag erlaubt RückkehrFamilie Salame darf vereint werden

Acht Jahre brauchten CDU-Hardliner um ihre menschliche Seite zu finden. Nun darf die abgeschobene Gazale Salame zu ihrer Familie zurück – vielleicht noch vor Jahresende.

Dürfen wieder zusammenwohnen: die Salames Bild: dapd

HANNOVER dpa | Fast acht Jahre nach der Abschiebung einer schwangeren Frau aus Hildesheim in die Türkei gibt es eine Wende in dem Fall. Noch vor Weihnachten könnte die betroffene Mutter Gazale Salame mit ihren beiden jüngsten Kindern zurück zu ihrer Familie nach Hildesheim kehren. Dort leben ihr Mann und die beiden älteren Töchter noch immer.

„Ich bin optimistisch, dass das klappt“, sagte am Freitag Kai Weber vom niedersächsischen Flüchtlingsrat, nachdem der Landtag in Hannover den Weg für die Zusammenführung der Familie mit breiter Zustimmung aller Fraktionen frei gemacht hatte.

Möglich wird die Rückkehr, weil es inzwischen Änderungen beim Bleiberecht gab und weil sich politische Hardliner bewegten. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt, viele Menschen, darunter auch Prominente wie Literaturnobelpreisträger Günter Grass hatten sich für die Familienzusammenführung eingesetzt. Die Kurdin war abgeschoben worden, weil ihre Eltern bei ihrer Einreise nach Deutschland 17 Jahre zuvor falsche Angaben gemacht hatten.

Letztlich verdanken Gazale Salame und die beiden jüngsten Kinder ihre Rückkehr auch der ältesten Tochter Amina und ihrer guten Integration in Hildesheim. Wegen ihrer guten Schulleistungen kann die 15-Jährige nun ein eigenes Aufenthaltsrecht bekommen, an das die Mutter und die beiden jüngsten Geschwister sich anklinken können. Derzeit sind Pässe per Brief auf dem Weg von der Türkei nach Hildesheim, wenn sie angekommen sind, kann der Vater damit die Visa beantragen. „Ein Flug gebucht ist aber noch nicht“, sagte Kai Weber.

Für den Lebensunterhalt der Frau und ihrer Kinder sorgt in der Anfangszeit ein privater Unterstützerkreis. „Hier gibt es feste Zusagen“, erläuterte Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU).

An einer Bundesratsinitiative zur Abschaffung des umstrittenen Asylbewerberleistungsgesetz wird sich das Land ungeachtet der einstimmigen Entscheidung im Fall Salame aber nicht beteiligen. CDU und FDP verhinderten mit ihrer Stimmmehrheit anschließend einen Antrag der Grünen. Aus Sicht der Opposition diskriminiert das Gesetz Flüchtlinge, weil es diese von der Sozialhilfe und der Grundsicherung für Arbeitsuchende ausschließt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • KB
    karin Bryant

    Nein,die Tuerkei ist sehr klug und entsorgt so viele Sozialfaelle wie moeglich in andere europaeische Laender,in diesem Fall nach Deutschland wo der Steuerzahler immer mehr berappen muss um auslaendische Sozialfaelle zu unterhalten. Man fragt sich nur wie lange es noch dauert bis das dt.Sozialnetz total ausgeblutet ist und niemandem mehr helfen kann.

  • F
    Fragesteller

    Die Türkei muss ja ein schreckliches Land sein, dass ein Vater seine Frau und zwei Kinder alleine lässt um in Deutschland zu leben. Oder der Mann ist ein echt mieser Vater und Ehemann.

  • N
    Nordwind

    Das muss wahre Liebe sein...

     

    ...wenn auch wohl eher zu den Segnungen der Integrationsindustrie und des Sozialstaates denn zu Frau und Kindern. "Wo Du hingehst, da will auch ich hingehen?" - sentimentale abendländische Folklore. Die mediale Ausbreitung des unappetitlichen Vorgangs dürfte ihren Widerhall im Rechtspopulismus finden.