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Landeshaushalt 2026 und 2027Von Trauer und Zitaten

Der schwarz-rote Senat beschließt für den künftigen Doppelhaushalt Eckwerte. Die mag er aber in der anschließenden Pressekonferenz nicht präsentieren.

Bei so viel fehlendem Geld im Berliner Landeshaushalt kann einem schier schwummrig werden Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Berlin taz | Finanzsenator Stefan Evers (CDU) kam direkt vom Staatsakt zum Tod von Ex-Bundespräsident Horst Köhler im Berliner Dom. Ein bedrückendes Zitat brachte er mit in die Pressekonferenz am Dienstagmittag, wo er von Trauerstimmung auf den kurz zuvor gefassten Senatsbeschluss zum künftigen Landeshaushalt umzuschalten hatte. „Wir stehen vor der größten Krise seit 1948, und nur wenige sind darauf vorbereitet“, soll Köhler, einst Chef des Internationalen Währungsfonds, noch im Januar seinem Freund Theo Waigel gesagt haben, der ihn damit im Dom zitierte.

So bedrückend das Zitat, so neu ist, wie Evers den sogenannten Eckwertebeschluss vorstellt, mit dem jeweils eine Haushaltsaufstellung beginnt. Üblicherweise präsentiert der jeweilige Finanzsenator eine konkrete Zahl, nämlich die angestrebte Höhe des künftigen Landeshaushalts, in diesem Fall für 2025 und 2026.

Doch von Evers gibt es eine solche Zahl nicht, die sich mit der Höhe des im Dezember im Abgeordnetenhaus beschlossenen Nachtragshaushalts für 2024 vergleichen ließe. Nur, dass der Wert über dem von Ende 2024 liegen würde, ist von ihm zu hören. Das soll daran liegen, dass eine Tarifvorsorge eingebaut ist, um nicht von künftig höheren Gehältern – etwa bei der BVG – überrascht zu werden.

Erst auf Drängen von Journalisten schickt die Senatskanzlei zweieinhalb Stunden später Zahlen. Aber auch die lassen sich nicht direkt vergleichen, weil sie sich nur auf die Hauptverwaltung und nicht die Bezirke beziehen. Grüne und Linkspartei sehen in ersten Reaktionen Intransparenz und Haushaltschaos. CDU und SPD würden frühere Fehler wiederholen.

Opposition sieht weiter Haushaltschaos

Das Neue am jetzigen Verfahren ist, dass der Senat auch Einzelbudgets festgelegt hat. Bisher konnten die Senatsverwaltungen Wunschlisten einreichen, aus denen der Finanzsenator dann streichenderweise einen Gesamtentwurf machte. Laut Evers bilden diese Budgets aber nicht den kompletten Spardruck ab: Nur eine Milliarde habe man auf die Senatsressorts umgelegt, während es tatsächlich um vier Milliarden gehen soll. Evers’ Einschätzung: „Es ist im Vergleich zu dem, was in Zukunft noch kommt, ein Schongang.“

Vor fünf Tagen hatte Evers, damals noch aus dem weit fröhlicheren Anlass des Berlinale-Starts, via Instagram bereits ein anderes Zitat verbreitet, das zu seinen Lieblingsfilmzitaten gehören soll: „Warum kann ich nicht einfach Geld drucken?“

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