Lana del Reys Kurzfilm „Tropico“: Die Schmolllippe bleibt uns erhalten
Doch kein Abschied? Sängerin Lana del Rey meldet sich mit einem Kurzfilm zurück. „Tropico“ feierte jüngst Premiere in Los Angeles.
Wilde Farbstrudel, gleißendes Licht. Knisternde Frequenzstörungen und verfremdete Bibelzitate. John Wayne als Schöpfer im Garten Eden, der von einer illustren Runde bevölkert wird. Mit dabei Marilyn Monroe, Elvis Presley, Jesus – und natürlich Adam und Eva. Das sind die ersten Szenen von „Tropico“, einem Kurzfilm zwischen Schöpfungsgeschichte, Strip-Club und Popkultur. Untermalt mit der Musik von Lana del Rey.
Am 4. November fand die Premiere des l//twitter.com/LanaDelRey:ang angekündigten Lana del Rey-Kurzfilms „Tropico“ in LA statt. Eigentlich ein Abschiedsprojekt. Die Schmolllippen-Diva wollte dem Musikbusiness adé sagen. Bei der Erstaufführung gab die Sängerin dann bekannt, dass es nun, hurra, doch ganz anders käme. Ein neues Album mit dem Namen „Ultraviolence“ soll erscheinen.
Es grenzt an eine schauspielerische Glanzleitung in einem 27-minütige Kurzfilm die Rolle der Maria, der Eva, einer Stripperin und einer Gang-Braut zu übernehmen. Ohne nennbaren Text und mit ihrem gewohnt seichten Lächeln meistert del Rey das aber spielend. Immer an ihrer Seite, das Model Shaun Ross.
Gegliedert wird das Musikvideo von den neuen Songs der Sängerin „Body Electric“, „Gods and Monsters“ und „Bel Air“. Angesicht der gezeigten, nicht jugendfreien Bildgewalt, sind diese jedoch reine Hintergrundmusik.
Zwischen Unschuld und Sünde
Der Zuschauer begleitet die zwei Hauptprotagonisten durch verschiedene Welten zwischen Unschuld und Sünde. Zunächst tanzen und rollen sich Eva und Adam eng umschlungen neben einem Einhorn im Paradies, während Elvis seine Hüfte dazu wiegt. Mit einem Biss in den Apfel ist alles vorbei, Marilyn Monroe schreit wissend. Vom Garten in einen Strip-Club. Hier verdingt sich del Rey als Tänzerin, während Ross einen Apfel verspeist. Viel nacktes Fleisch, wackelnde Brüste und Hintern.
Empfohlener externer Inhalt
Ab jetzt wird es unübersichtlich. Schnelle Schnitte und hinterherlahmende Musik. Ross als Verkäufer in einem Supermarkt. Schnitt. Lana eisschleckend neben ihm. Schnitt. White Trash-Romantik in einer Küche. Schnitt. Straßengang-Alltag auf den Straßen LA's. Schnitt. Privatparty mit Tanzeinlage. Schnitt. Überfall. Schnitt. Landschaftsromantik zu Zweit.
Puh. Neben den eigenen Liedern untermalen Gedichtzeilen aus „Howl“ vom Beat-Poeten Alan Ginsberg und „I sing the body electric“ von Walt Withman die Bilderflut.
Collagen Ästhetik
„Tropico“ ist nicht nur eine literarische, sondern auch eine ästhetische Collage, die sich aus Zitaten vergangener Jahrzehnte bedient. Klar, schließlich sind Vintage und del Rey seit ihrem Debüt „Video Games“ nicht mehr zu trennen.
Von psychedelischen Elementen, weichgezeichneter 80er Jahre-Optik, rauschenden Radiofrequenzen über Babydolls und Oldtimer: Del Rey macht klar, dass sie noch immer den Anspruch auf den Thron des weiblichen Retro-Pop Genres erhebt. Und das bis zum bitteren Ende, wenn das Paar unter Presleys Zeile „You are alway on my mind“ in den Himmel auffährt.
Ein Schelm, wer bei „Tropico“ an eine längere Jetztzeit-Version von Madonnas „Like a Prayer“ denkt. Aber was damals funktionierte, geht heute auch. Zumindest scheint das für Lana del Rey zu gelten.
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