piwik no script img

Lage in Rumänien etwas entspannt

■ Beruhigung der Lage in Tirgu Mures nach Verhängung des Ausnahmezustandes / Widersprüchliche Meldungen in Ungarn und Rumänien zur Zahl der Opfer / Dissens in rumänischer Regierung

Bukarest/Budapest (dpa) - Die Lage in der rumänischen, mehrheitlich von Ungarn bewohnten siebenbürgischen Stadt Tirgu Mures hat sich in der Nacht zum Donnerstag offenbar weiter beruhigt. Über die Zahl der Opfer bei den pogromartigen Auseinandersetzungen zwischen nationalistischen Rumänen und Ungarn gab es unterschiedliche Angaben.

Während zunächst von sechs Toten die Rede gewesen war, meldete der Budapester Rundfunk am Donnerstag, die Zahl habe sich auf acht erhöht. Das Ungarische Demokratische Forum (UDF) sprach sogar von 30 Toten. Die amtliche rumänische Nachrichtenagentur 'Rompres‘ veröffentlichte unterdessen eine Opferbilanz, in der von 298 Verletzten die Rede ist. 36 befänden sich noch im Krankenhaus. Die Zahl der Toten nannte die Agentur nicht.

Die siebenbürgische Stadt Tirgu Mures steht weiterhin unter Armeekontrolle. Über der Stadt herrscht der Ausnahmezustand. Augenzeugen berichteten, die rumänische nationalistische Organisation „Vatra Romanescea“ sei von Angehörigen des ehemaligen Geheimdienstes Securitate und alten kommunistischen Funktionären unterwandert. Sie planten eine Destabilisierung der Lage, hieß es in den Augenzeugenberichten.

Der rumänische Regierungschef Petre Roman hat Ungarn für die Ausschreitungen verantwortlich gemacht. Budapest habe bewußt die Ausschreitungen provoziert, heißt es in einem Kommunique der Regierung.

Das Mitglied der rumänischen Staatsführung Carol Kiraly, ein Mitglied der ungarischen Minderheit, hat sich am Donnerstag von dieser Regierungserklärung distanziert. Anstatt selbst die Verantwortung für die Vorfälle zu übernehmen, laste die Regierung in Bukarest sie unter Verdrehung der Tatsachen den nationalen Minderheiten und ausländischen Stellen an. In Wirklichkeit sei die jetzt entstandene Lage künstlich geschürt worden. Budapest hat die Vorwürfe aufs schärfste zurückgewiesen und den UNO -Sicherheitsrat angerufen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen