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Lage für Junkies erträglicher machen

■ »Drogenkonferenz Tiergarten« fordert Ausbau Methadonvergabe und niedrigschwelliger Angebote

Tiergarten. Berlins Junkies brauchen ein erweitertes Substitutionsangebot, bessere medizinische Versorgung sowie mehr Übernachtungsmöglichkeiten. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der »Drogenkonferenz Tiergarten«, bei der Experten zur Gesundheitsförderung von Drogenkonsumenten tagten.

Etwa 800 von 8.000 Berliner Heroinabhängigen halten sich regelmäßig in Tiergarten auf; vornehmlich rund um die Kurfürstenstraße. Bereits seit einem Jahr versucht ein Runder Tisch mit Vertretern aus allen Lagern, die Lage für Anwohner, Prostituierte und Junkies erträglicher zu gestalten. Mit der Fachkonferenz reagierte Gesundheitsstadträtin Sabine Nitz-Spatz jetzt auf einen Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung, niedrigschwellige, also unbürokratische Angebote für Junkies auszubauen.

Das Ergebnisprotokoll der Konferenz ist umfangreich. Über allem steht die Entkriminalisierung der Drogengebraucher. Doch auch auf bezirklicher Ebene soll viel getan werden. So fordert das Protokoll Entgiftungsstationen sowie die Einrichtung von Drogenambulanzen in den Krankenhäusern. Außerdem sollen die Kontaktläden »Strass« und »Olga« von der Kassenärztlichen Vereinigung zu medizinischer Behandlung ermächtigt werden.

Die Arbeitsgruppe »Wohnraum« stellte fest, daß Betreuungsangebote ohne Therapieauflage sowie Wohnungen für drogenabhängige Substituierte fehlen. Auch Übernachtungseinrichtungen für Junkies sollen eingerichtet werden. »Das entlastet auch die Anwohner«, so Nitz-Spatz. »Nur so können wir verhindern, daß Junkies in Treppenhäusern oder auf Dachböden schlafen.«

Vom Senat fordern die Konferenzteilnehmer eine Ausweitung der Methadonvergabe auf 1.500 Substituierte. Im Moment sind es 400. Außerdem sollen weitere Polamidon- Ambulanzen aufgebaut werden. Nitz-Spatz betrachtet die Ergebnisse der Konferenz als »Handlungsauftrag«. Außerdem werde sie diese auch in der Gesundheitsverwaltung vortragen. In einer Arbeitsgruppe setzen sich dort im April erstmals Vertreter der Innenstadtbezirke mit Senatsvertretern zusammen, um über Gesundheitsförderung der DrogengebraucherInnen zu reden. In diesem Rahmen werde sie auch über Druckräume verhandeln, kündigte Nitz-Spatz gegenüber der taz an. jgo

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