Lage der Landwirtschaft: Hitze und Dürre schrumpfen Ernte
Im vergangenen Jahr wurde deutlich weniger Gemüse in Deutschland geerntet. Wärme und Trockenheit werden mit der Klimakrise zunehmen.
Am stärksten schrumpfte die Erntemenge bei den Karotten. Um fast ein Fünftel, nämlich 19 Prozent, ging sie zurück. Speisezwiebeln gab es 13 Prozent weniger, beim Weißkohl betrug der Rückgang 12 Prozent. Auch in den Gewächshäusern ging die Ernte bei etlichen Gemüsearten zurück, um 12 Prozent bei der Salatgurke, um 5 Prozent bei der Paprika. Tomaten hingegen gab es ähnlich viele wie im Vorjahr.
Woran lag es? Ein Grund war laut Statistischem Bundesamt die Verringerung der Anbaufläche um 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erstmals seit 2012 ging dabei auch der Ökolandbau zurück. Daneben waren Hitze und Trockenheit im Sommer 2022 ausschlaggebend.
Der war tatsächlich außergewöhnlich: „Der Sommer 2022 war in Deutschland der sonnigste, sechsttrockenste und gehört zu den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn“, sagte Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst Ende August, nachdem die Behörde die Daten ihrer rund 2.000 Wetterstationen ausgewertet hatte.
„Bald ein typischer Sommer“
Was jetzt noch ein Ausnahmesommer ist, dürfte in Zukunft Normalität werden. „Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben“, so Kirsche. Die Ernteausfälle sind nur eine der negativen Folgen des extremen Sommers. Nach einer Schätzung des Robert-Koch-Instituts gab es 2022 in Deutschland etwa 4.500 Hitzetote.
Auch insgesamt war 2022 in Deutschland sehr warm und trocken. Jeder einzelne Monat lag über dem vieljährigen Durchschnitt von 1961 bis 1990, teilweise um mehr als 3 Grad. Im Mittel lag die Temperatur bei 10,5 Grad. Damit war das Jahr gemeinsam mit 2018 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Außerdem gab es ein Niederschlagsdefizit von 15 Prozent.
Die Erde ist durch die menschlichen Treibhausgase schon um durchschnittliche 1,2 Grad wärmer geworden. Dabei erwärmt sich die Luft an Land schneller als die an der Oberfläche von Ozeanen, die viel Wärme aufsaugen. In Deutschland ist es deshalb inzwischen schon um 1,7 Grad wärmer geworden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden