Lärm: Hunderte Nachtflüge genehmigt
Die Anwohner des Flughafens Tegel müssen derzeit viel Fluglärm aushalten – auch in der Nacht, wie Zahlen jetzt zeigen.
Der Senat hat seit dem vergangenen Sommer Hunderte Nachtflüge am Flughafen Tegel genehmigt. Von Juni bis zum Februar waren es 743 Starts und Landungen zwischen 23 Uhr und 6 Uhr, wie aus Zahlen der Luftfahrtbehörde hervorgeht.
In dieser Zeit gilt eigentlich ein Flugverbot. Nach der geplatzten Eröffnung des neuen Großflughafens in Schönefeld zum 3. Juni 2012 hatte der Senat aber Ausnahmen angekündigt – damit die Fluggesellschaften ihr Angebot in Tegel unterbringen, das sie in Erwartung des neuen Flughafens bereits aufgestockt hatten. Im Sommer gab es die Genehmigungen schon im Vorfeld, später mussten die Piloten sie im Einzelfall aus dem Cockpit heraus beantragen.
Für unvermeidbare Verspätungen bis Mitternacht brauchten die Flugzeuge bis Juli 2012 keine behördliche Genehmigung, es reichte die Einwilligung der Flugsicherung. Seit August gilt diese Toleranz jedoch nur noch bis 23.30 Uhr. „Nachtflugverbote für innerstädtische Flughäfen sind wichtig“, hob die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung damals hervor. „Ausnahmegenehmigungen sollten nur in dringenden Fällen erteilt werden.“
Im Juni, Juli und August gab es jeweils Genehmigungen für deutlich mehr als 100 Nachtflüge an dem überlasteten Flughafen am Rande der Innenstadt. Die wenigsten gab es im Februar mit 34.
Nach Zahlen der Flughafengesellschaft waren die meisten Starts und Landungen bis Mitternacht abgewickelt. Insgesamt gab es in den neun Monaten aber auch 46 Flüge zwischen Mitternacht und 6 Uhr früh – Post-, Ambulanz- und Regierungsflüge sind dabei noch nicht mit eingerechnet.
Die meisten Schlafstörungen unter den betroffenen Anwohner von Tegel verursachen demnach also nicht die Linienflüge, sondern die Posttransporte mit monatlich rund 40 Flügen zwischen 23 Uhr und 6 Uhr früh. Nur einen Teil davon fliegen Maschinen der leisesten Lärmkategorie, wie sie der Berliner Senat im vergangenen Jahr zur Bedingung für seine Sondergenehmigungen im Linienverkehr machte. Am lautesten sind laut der Statistik die monatlich ein bis zwei Dutzend nächtlichen Ambulanzflüge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
NGO über den Machtwechsel in Syrien
„Wir wissen nicht, was nach dem Diktator kommt“
Sturz des Syrien-Regimes
Dank an Netanjahu?
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Unterstützerin von Gisèle Pelicot
„Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“
Schwarz-Grün als Option nach der Wahl
Söder, sei still!
Trump und Selenskyj zu Gast bei Macron
Wo ist Olaf?