■ Vorschlag: Ländlich: Deutsch-brasilianischer Kunstaustausch in Potsdam
Im Titel liest sich die Entstehungsgeschichte gleich mit: „Contrapartida“ bedeutet Gegenstück und verweist auf Vorgängiges. Frühere Ausstellungen gingen aus Workshops brasilianischer und deutscher KünstlerInnen hervor – Schauplatz war Brasilien. Dieses Mal fand das gut zweiwöchige Experiment, organisiert von der Deutsch-Brasilianischen Kulturellen Vereinigung Berlin, im brandenburgischen Schloß Trebnitz statt. Von den zwölf Beteiligten kam die eine Hälfte aus Brasilien, die andere aus Berlin und Brandenburg.
In der recht kurzen Vorbereitungsphase entstanden Arbeiten ohne aufgezwungenes Thema, die lediglich auf der Kommunikation innerhalb der Gruppe und dem Kontakt zur Umgebung beruhen. Häufig beziehen die Objekte, Bilder und Installationen im teils surrealen Wechselspiel vorgefundene Materialien landwirtschaftlicher wie technischer Herkunft mit ein. Peter Rode richtet sich mit witzigen Objektbildern wie „Trebnitzer Wackelbilder“ oder „Trebnitzer Kissen“ konkret an den Entstehungsort; in „Pittiplatsch“, Hocker und Kokosnußhälfte, verbindet er Designerhäßlichkeit mit einem Hauch Exotik. Aus zart bemalter Leinwand und Plastik läßt Leda Catunda wundersame Tropfen oder eine Fliege erstehen. Bernd Krenkel verwandelt Holzstrünke mittels Metall und Gips in Dinosaurierzähne, Pedro Moreira zeigt ein Stahlfloß, in dem sich Eier an Drähten verfangen haben, und Annette Tucholke-Bonnet führt ein aus Holz und Kupferplatten konstruiertes Zwitterwesen aus Maschine und Scherentier vor.
Im Bereich der Malerei trifft man auf tropisch-üppige Vegetation (Cristina Canale), mit Asche, Kalk und Sand aufgemischte, archaisch anmutende Zeichenbilder (Monika Maria Nowak) und einfache Bildsymbolik in monochrom leuchtenden Firmamenten (Emmanuel Nassar). Zuletzt reflektiert Margarete Hahner in einer mit Text und Musik unterlegten Diaprojektion ihrer Gemälde über Fremdheit, Anpassung und Unterwerfung. Der Titel ist schlicht: „Heimatkunde“. Michael Nungesser
Bis 19.9, Di-So 10-17 Uhr, Kunstspeicher Potsdam, Zeppelinstr. 136.
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