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Länderspiel Deutschland gegen FrankreichOhne Stars kein Glanz

Ohne mehrere Stammspieler kam die DFB-Elf nicht auf Touren und verlor das Länderspiel gegen Frankreich – verdient. Der Anschlusstreffer von Cacau kam zu spät.

Cacaus Treffer: Schick, aber nicht ausreichend. Bild: dapd

BREMEN dpa | 100 Tage vor dem EM-Auftakt haben Joachim Löws Titeljäger einen kräftigen Schuss vor den Bug erhalten. Ohne ein halbes Dutzend Stammkräfte unterlag die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch in Bremen Frankreich mit 1:2 (0:1) und wartet weiter auf den ersten Sieg gegen den wiedererstarkten Ex-Weltmeister seit 25 Jahren.

Olivier Giroud (21.) und Florent Malouda (69.) erzielten die Tore für die jetzt 18 Mal ungeschlagene „Equipe tricolore“ und dämpften damit zugleich die große Euphorie um Mesut Özil und Co. Dem eingewechselten Cacau gelang in der Nachspielzeit noch der Anschluss, doch das erste Länderspieltor gegen die Franzosen seit 22 Jahren war zu wenig.

„Man ärgert sich schon, wie wir das Spiel verloren haben. In der zweiten Halbzeit haben wir nicht mehr zu unserem Spiel gefunden, von daher ist das 1:2 verdient“, kommentierte Bundestrainer Löw die 90 Minuten. Gerade in der Defensive müsse man noch „einiges tun“.

STATISTIK

Deutschland - Frankreich 1:2 (0:1)

Deutschland: Wiese (Werder Bremen) - Boateng (Bayern München), Hummels (Borussia Dortmund), Badstuber (Bayern München - 46. Höwedes/FC Schalke 04), Aogo (Hamburger SV) - Khedira (Real Madrid - 70. Lars Bender/Bayer Leverkusen), Kroos (Bayern München) - Reus (Bor. Mönchengladbach - 70. Cacau/VfB Stuttgart), Özil (Real Madrid), Schürrle (Bayer Leverkusen - 45. Müller/Bayern München) - Klose (Lazio Rom - 46. Gomez/Bayern München)

Frankreich: Lloris (Olympique Lyon) - Debuchy (OSC Lille), Mexès (AC Mailand), Rami (FC Valencia), Abidal (FC Barcelona) - Cabaye (Newcastle United - 62. Malouda/FC Chelsea), M'Vila (Stade Rennes - 62. Alou Diarra/Olympique Marseille) - Valbuena (Olympique Marseille - 68. Amalfitano/Olympique Marseille), Nasri (Manchester City), Ribéry (Bayern München - 46. Menez/Paris St. Germain) - Giroud (Montpellier HSC - 76. Saha/Tottenham Hotspur)

Tore: 0:1 Giroud (21.), 0:2 Malouda (69.), 1:2 Cacau (90.+1)

Gelbe Karten: Boateng, Lars Bender / Mexès

Beste Spieler: Özil / Valbuena, Cabaye

„Man darf das Spiel nicht überbewerten, aber wir müssen uns schon fragen, warum wir so leichtfertig gespielt haben. Das war ein bisschen undiszipliniert“, ärgerte sich der eingewechselte Thomas Müller über die erste deutsche Länderspiel-Niederlage seit dem 1:2 gegen Australien im März 2011. Abwehrspieler Mats Hummels beklagte die fehlende „Balance“ im Team.

Reus findet nicht ins Spiel

Löw setzte trotz der prominenten Ausfälle von Leistungsträgern wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski seine Experimente fort, doch ohne die Etablierten konnte die DFB-Auswahl nicht an die Fußball-Gala beim 3:0 gegen die Niederlande im November vorigen Jahres anknüpfen. Gegen die taktisch hervorragend eingestellten „Bleus“ kamen die Deutschen lange Zeit nicht recht auf Touren, auch wenn das Bemühen um Spaßfußball unverkennbar war.

Auch Marco Reus, dem Löw als Belohnung für seine starken Leistungen in Mönchengladbach im rechten Mittelfeld den Vorzug vor WM-Torschützenkönig Thomas Müller gegeben hatte, fand keine rechte Bindung zum Spiel. Für Andre Schürrle auf der linken Seite war die Partie schon kurz vor der Halbzeit beendet.

Dann musste der Leverkusener nach einem Foul von Mathieu Debuchy mit einer Knorpelverletzung an der Nase vom Feld. Seinen Platz im Team nahm Müller ein. Auch für Franck Ribéry dauerte die Begegnung nur 45 Minuten, dann musste der nach einem Zusammenprall mit Reus früh gehandicapte Bayern-Star seinen Platz räumen.

Als echter Kapitän erwies sich in seinem 114. Länderspiel Miroslav Klose. Der Wahl-Römer holte sich bei seinem 45-minütigen Einsatz die Bälle schon in der Hälfte des Gegners und gab auf dem Spielfeld lautstarke Anweisungen, im Abschluss war er aber glücklos. Zwei Mal verhinderte Frankreichs Torwart Hugo Lloris das 64. Länderspiel-Tor des 33-Jährigen. Auf der Gegenseite bot der Bremer Tim Wiese in seinem Heimspiel eine tadellose Leistung - und ging dennoch auch in seinem sechsten Länderspiel nicht als Sieger vom Platz.

Erste Chance für Frankreich

Erstmals seit dem 1:5 gegen England im September 2001 lief die DFB-Elf zu Hause wieder in Grün auf, und wie damals erwies sich die Farbe auch beim letzten Test vor der Nominierung des EM-Aufgebots nicht als Glücksbringer. Mit viel Tempo versuchte Löws Auswahl zwar sofort das Heft in die Hand zu nehmen, die erste Chance des Spiels eröffnete sich allerdings den Gästen.

Beim Kopfball von Yohan Cabaye (16.) tauchte Wiese aber reaktionsschnell nach unten und verhinderte das drohende 0:1. Fünf Minuten später konnte auch der Werder-Keeper den Rückstand durch Giroud nicht verhindern. Der zögernde Dennis Aogo hatte Debuchy ungehindert flanken lassen.

Ein Beispiel ihrer spielerischen Klasse lieferte die deutsche Elf in der 11. Minute bei einer schnellen Kombination zwischen Sami Khedira, Özil und Klose. Doch davon bekamen die Fans im Weserstadion vor der Pause nur wenige Kostproben zu sehen. Erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit kam mehr Zug in die Aktionen der Hausherren.

In der 33. Minute vergab der emsige Klose frei vor Frankreichs Keeper Lloris das 1:1, 60 Sekunden später verhinderte der Pfosten beim Kopfball von Holger Badstuber den möglichen Ausgleich. Vier Minuten vor der Pause vereitelte Lloris mit der nächsten Rettungstat erneut einen Klose-Treffer.

Die technisch beschlagenen Franzosen zeigten im zweiten Durchgang weiter das effizientere Offensivspiel, während sich bei den Deutschen die Ungenauigkeiten häuften. In der 58. Minute verhinderte Wiese beim Schuss von Giroud einen weiteren Gegentreffer, wenig später vergab Mathieu Valbuena freistehend die mögliche Entscheidung (63.). Doch mit dem 0:2 durch den eingewechselten Malouda war Niederlage endgültig besiegelt. Cacaus 1:2 war nur noch Kosmetik.

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