■ DIE ANDEREN: La Repubblica
Die Niederlage Kassandras
Die Niederlage hat die SPD auf das Niveau von 1957 zurückgeworfen, als Willy Brandt die Partei an der Hand nahm und sie später zur Macht führte. In dieser Phase toleriert der Post-Kommunismus nichts, was auch nur entfernt an den Sozialismus erinnern könnte, auch nicht in der demokratischen Form eines Oskar Lafontaine. Gegen diese Allergie gab es auch im Wahlkampf keine Salbe. Darüberhinaus hat der Kandidat mit seinen radikal-schicken Äußerungen die Wählerschaft im Osten erheblich verunsichert.
Indem er die hohen Kosten der Wiedervereinigung hervorhob, den hohen Preis des Lösegeldes, verletzte er zum einen den Stolz der Linken, die in den politischen und sozialen Ruinen der DDR überlebt hatte. Zum anderen drohte er dem legitimen Interesse der post-kommunistischen Massen, die von der D-Mark angezogen wurden, die die Rechte zu investieren versprach. ... Es schien, und ohne Zweifel zu Unrecht, daß er nicht das Herz links trug, sondern den Geldbeutel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen