LGBTI-Fest in Madrid: Bürgermeister bremst Pride
Madrids Bürgermeister legt den Pride-Veranstaltern Steine in den Weg. Ein Konzert auf dem zentralen Platz wurde kurzfristig abgesagt.
Die Auflagen Almeidas von der Partido Popular, der in Koalition mit den Rechtsliberalen von Ciudadanos und der Unterstützung der rechtsextremen VOX regiert, würden „die Wegbarkeit der Feiern beeinträchtigen“, beschwert sich Mado wenige Stunden vor Festbeginn. „Aus Gründen, die nicht in der Verantwortung der Veranstalter liegen“, musste am ersten Tag gar ein Konzert auf der zentralen Plaza del Rey (Platz des Königs) – oder Plaza de las Reinas (Platz der Königinnen), wie er das Fest über heißt – abgesagt werden.
„Dies ist nur ein weiteres Beispiel für den Ernst der Lage“, beschwerte sich die Elektropop-Sängerin Belenciana, die von der Stornierung betroffen ist. „Sie versuchen den normalen Ablauf des beliebtesten Fests in Madrid nach und nach einzuschränken.“
Almeida weiß, was seine rechtsradikalen Unterstützer wünschen. Seit er 2019 die Stadtverwaltung übernahm, hängt während der Orgullo-Tage keine Regenbogenfahne mehr am Rathaus. Für VOX ist diese „das Symbol einer Lobby“.
Almeidas Politik gegen alles Diverse
Und Almeida schiebt immer wieder verwaltungstechnische Gründe vor. So sei das Konzert aus Sicherheitsgründen nicht genehmigt worden, weil sich in der Nähe eine Baustelle befinde. Die Konzerte auf einem weiteren Platz im LGBTI-Viertel Chueca und auf der riesigen Plaza de España dürfen abgehalten werden, allerdings unter starken Auflagen.
Um 2 Uhr 30 muss Schluss sein, sonst droht eine Strafe und der Entzug aller städtischen Zuschüsse. Dies wird mit dem „Schlaf der Anwohner“ begründet – obwohl der Platz vor allem von Bürogebäuden und Hotels voller Orgullo-Gäste umgeben ist.
In den vergangenen Jahren war die Lärmverordnung ausgesetzt worden – „aus sozialen, wirtschaftlichen Gründen“ und weil das Fest dem Ansehen der Stadt diene. Denn der Orgullo ist nicht irgendein Großereignis: Um die 2 Millionen Besucher strömen aus Spanien und aller Welt in dieser Woche nach Madrid – für viele die LGBTI-Hauptstadt in Europa. Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Einzelhandel verbuchen 400 Million Euro Umsatz.
Almeidas Politik gegen alles Diverse trifft auch andere. Seit 18 Jahren feiern Muslime aus Bangladesch das Opferfest Aid ul-Adha mit einem öffentlichen Gebet auf einem Sportplatz im Viertel Lavapiés. Dieses Jahr erhielten sie keine Genehmigung.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alles zur Bundestagswahl
Lindner und die FDP verabschieden sich aus der Politik
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Totalausfall von Friedrich Merz
Scharfe Kritik an „Judenfahne“-Äußerungen
FDP bei der Bundestagswahl
Lindner kündigt Rückzug an
Wahlergebnis der AfD
Höchstes Ergebnis für extrem Rechte seit 1945
Bundestagswahl 2025
Mehr gewollt und links verloren