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„Kuwait verzichtet auf keinen Meter“

■ In Dschiddah weist Emir as-Sabah alle irakischen Ansprüche zurück/ Lage im Öl-Emirat katastrophal

Bagdad/Dschiddah (afp/adn/dpa) — Der kuwaitische Ministerpräsident hat gestern auf einer Pressekonferenz aus Anlaß des Kongresses von Exilkuwaitern in Dschiddah jede Zwischenlösung zur Wiederherstellung des Friedens am Golf abgelehnt. Kategorisch wies er die Möglichkeit von Gebietsabtretungen seines Landes an den Irak zurück. Dies gelte auch für die Golf-Inseln Bubiyan und Barba. „Kuwait wird auf keinen Quadratmeter seines Bodens verzichten“, so der Ministerpräsident.

Kongreßteilnehmer, die aus Kuwait kamen, berichteten von Verschleppungen, Vergewaltigungen, Folter und Erschießungen. Mehr als 5.000 Einwohner des Golfstaates sollen in ein Fußballstadion eingesperrt worden sein. Die Augenzeugen gaben außerdem zu Protokoll, die irakische Regierung ließe quer durch Kuwait einen Drahtzaun errichten. Auf diese Weise solle ein Drittel des kuwaitischen Territoriums, einschließlich der Ausläufer des vom Irak beanspruchten Rumaila-Ölfeldes und der Golfinseln Barba und Bubiyan, der südirakischen Provinz Basra zugeschlagen werden. „Offensichtlich will Saddam mit der Grenzmanipulation vollendete Tatsachen schaffen, falls ein Rückzug unausweichlich wird“, sagte ein Delegierter.

Der stellvertretende irakische Regierungschef Ramadhan sollte gestern in Rabat König Hassan von Marokko eine Botschaft Saddam Husseins überbringen. Die Botschaft ist vermutlich eine Antwort auf den von Marokko, Algerien und Jordanien kürzlich vorgelegten Friedensplan für die Golfregion. Darin waren ein Rückzug Iraks aus Kuwait, die Einberufung einer internationalen Nahost-Konferenz und die Erörterung der irakischen Forderungen an Kuwait im Rahmen der Arabischen Liga vorgeschlagen worden.

Der jordanische König Hussein hatte am Dienstag in einem Interview für die 'New York Times‘ die USA und ihre arabischen Verbündeten zu größerer Kompromißbereitschaft aufgefordert. Er rief zur Beendigung des „Dialogembargos“ gegenüber dem Irak auf.

Zwei deutsche Abgeordnete der sozialistischen Fraktion des Europaparlaments, Schinzel und Schmid, vertraten nach Gesprächen mit Regierungsmitgliedern in Bagdad die Meinung, daß der Irak zu einer diplomatischen Lösung der Golfkrise bereit sei, wenn er dabei „seine Würde nicht verliere“. Man habe nicht versucht, die Geiselnahme zu rechtfertigen. In Bonn erklärten die beiden, ihre irakischen Gesprächspartner würden dabei auch europäische Vermittler akzeptieren. Konkret seien die Namen von Genscher, Mitterrand und Brandt genannt worden. Ausdrücklich unterstrich der Europapolitiker seinen Eindruck, daß der Irak keinesfalls den ersten Schuß abfeuern werde.

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