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Kutips zum Wochenend

„Das Tabuisieren von Grünflächen ist Blödsinn“, sagt Henning Scherf. Noch blödsinniger aber als das Tabuisieren ist das Betonieren von Grünflächen. Und weitaus blödsinniger als das gar ist es, den Menschen vor der Wahl zu erzählen, das Hollerland würde nicht angetastet, um dann zwei Tage nach der Wahl als erste Maßnahme genau das in Angriff zu nehmen. Und nachgeradezu am blödsinnigsten ist es, in der Unteren Rathaushalle die Schönheit dieses Naturschutzgebietes zu feiern, während gleichzeitig in der Oberen Rathaushalle an seiner Abschaffung gearbeitet wird. An Blödsinnigkeit schlicht nicht mehr zu überbieten sind jedoch jene, die auch nur einen Augenblick geglaubt haben, mit diesem okkulten Westentaschenheilpraktiker an der Spitze, der mit den positiven Kräften schwarze Messen im Dienste der Stadt feiert, ginge es mit Bremen tatsächlich bergauf. Ein Mann, der nicht einmal sein Schuppenproblem in den Griff bekommt, ist als Bürgermeister schlicht eine Fehlbesetzung.

Aber auch wir drei von der Beratungsstelle für Kulturjunkies fühlen uns voll und ganz der Positivität verpflichtet. Und was ist positiver als ein alter Mann, der nicht wie der Großteil seiner AltersgenossInnen den Tag vor der Glotze verbringt, der seit Jahrzehnten Zeit und Nerven im Dienste der Krebsschere und der Uferschnepfe investiert, der als Rentner auf Bäume klettert und Straßen bemalt, Geld und Unterschriften sammelt, Widerstand organisiert und wie kein zweiter von der Schönheit des Hollerlands erzählen kann.

Verneigen wir uns also vor Gerold Janssen! Verneigen wir uns vor diesem unermüdlichen Hollerland-Aktivisten, dem schlicht mehr Respekt gebührt, als diese Große Koalition großer Betonköpfe ihm entgegenzubringen bereit ist. Der alte Herr hat es nicht verdient, seinen Lebensabend damit verbringen zu müssen, sich erneut der planlosen Bauwut eines Menschen entgegenzustellen, der sich auf Plakaten auch noch dreist der Liebe zu dieser Stadt rühmt. Wünschen wir also Gerold Janssen, daß er in Bälde ins normale Rentnerdasein entlassen wird und sorglos dem Gesang der Uferschnepfe lauschen kann. Und dem Herrn Scherf schicken wir ab sofort jeden Woche eine Videokassette mit Hitchcocks Die Vögel. Damit er später nicht sagen kann, er habe nicht gewußt, daß diese niedlichen Tiere so nachtragend sein können.

Und Sie? Wohin schicken wir Sie? Am Samstag feiert das Bremer Theater die Premiere von La Traviata (19.30 Uhr). Fast zeitgleich geben Sol y Sombra ein Flamencokonzert im Lagerhaus (20 Uhr), während im Kulturbahnhof Vegesack das Junge Theater Kanak Sprak spielt (20 Uhr). Henning Venske beehrt das KITO mit seinem Programm Monats-Schauer (21 Uhr). Im Bluesclub Meisenfrei machen die Bluesbird ihrem Namen alle Ehre (22 Uhr). Am Sonntag dürfen Sie ruhen. Oder abends im Überseemuseum das Konzert French Kitsch bestaunen (20 Uhr).

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