piwik no script img

weinprobeKurz aufblubbern und dann Ende der Durchsage: dennoch ein typisch deutsches Ergebnis

WENN WEINE ERZÄHLEN

Von EBERHARD SCHÄFER

Christine Bernhard, Pfälzer Winzerin vom Öko-Weingut Janson-Bernhard, engagiert sich für die Redefreiheit des Weins. Da lag dieser Riesling im Fass. Durchgären sollte der Most, um ein trockener Wein zu werden. So war es beabsichtigt. Doch in Christine Bernhards neuem, kühlen Keller wollte der kapriziöse Saft nicht so wie seine Erzeugerin. Er hörte einfach auf zu gären, blubberte nach ein paar Tagen noch mal kurz – dann war Ende der Durchsage. Nun hätte es allerhand Kniffe gegeben, den Wein doch noch auf trockenen Kurs zu bringen – doch Christine Bernhard vertraute ihrem Wein und ließ ihn, wie er war. Sie wollte hören, was er ihr, ganz ungezwungen, zu sagen hatte.

Der Duft der Zufalls-Riesling-Spätlese aus dem Jahr 1998 erzählt von Zitrusfrüchten und Weinbergspfirsichen. Geschmacksmäßig sagt der Wein selbstbewusst: Ich bin typisch deutsch. Ich bin eine klassische restsüße Riesling-Spätlese, wie es sie nur bei uns gibt. Ich schenke das Vergnügen des Säurespiels, dieser höchst appetitlichen Verbindung fruchtiger Süße mit markanter Säure (das hier noch von erfrischender Kohlensäure ergänzt wird). Das kann nur erleben, wer Lust hat, sich auf die Weinkultur dieses unseres Landes einzulassen.

Von nicht ganz so grundsätzlicher Natur ist die Aussage des trockenen Kabinett-Grauburgunders, den Christine Bernhard 1998 auf ihrem Weinberg Harxheimer Herrgottsblick geerntet hat. Erst war er spröde und wusste nicht, wohin er überhaupt wollte in dieser Welt. Doch jetzt hat der Grauburgunder die Pubertät hinter sich gelassen. Er sagt selbstbewusst: Ich will nicht so füllig und geschmeidig sein wie meine Verwandten aus Baden. Ich habe ordentlich Säure und Biss. Aber: schmächtig bin ich beileibe nicht, mit einem fetten Fisch werde ich fertig!

Ein drittes Kind aus dem Hause Bernhard ist ein Silvaner; er hört auf den Namen Immesheimer Sonnenstück. Der im Jahr 1998 erzeugte Spross gibt sich etwas eitel. Er verströmt einen einladenden sommerlichen Duft nach Kleeblüten. Erwartungen nach allzu gefälliger Gesellschaft werden jedoch von einer Säure durchkreuzt, die im Mund ein – angenehmes – Prickeln verursacht. Als wolle er sagen: Es ist zu früh. Du wirst später mehr von mir hören. Gib mir noch etwas Zeit.

So weit die Aussagen der Weine vom Weingut Janson-Bernhard. Christine Bernhard, die sanfte Wein-Erzieherin, hört nicht nur auf ihre Weine. Sie spricht auch ausgiebig mit ihren ökologisch wirtschaftenden WinzerkollegInnen. Wenn sie nicht ihren Weinen zuhört oder ihre neun Hektar beackert, ficht sie für den Öko-Weinbau: Christine Bernhard ist Präsidentin des Bundesverbandes Ökologischer Weinbau (ECOVIN).

Weine vom Weingut Janson-Bernhard sind erhältlich bei der Weinhandlung Suff, Mariannenstraße 7 in Berlin-Kreuzberg. Am 30. März wird eine neue Filiale der Weinhandlung Suff in der Kreuzberger Böckhstraße 24 eröffnet. Hier wird das Sortiment des Weinguts in Gänze erhältlich sein. Weine von Janson-Bernhard gibt es außerdem bei „Alles fließt“ in der Lausitzer Straße 1. Preislage: je nach Wein etwa 12 bis 16 Mark.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen