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Kurdischer Anwalt Tahir ElçiUnablässig für die Aussöhnung

Tahir Elçi war einer der wenigen, die noch versuchten, zwischen PKK und Staat zu vermitteln. Das Entsetzen über den Mord an ihm ist groß.

In Diyarbakır waren Zehntausende am Sonntag auf der Straße. Foto: ap

Istanbul taz | Unter großer öffentlicher Anteilnahme in der ganzen Türkei ist am Sonntag der kurdische Menschenrechtler und Vorsitzende der Anwaltskammer von Diyarbakır, Tahir Elçi, zu Grabe getragen worden. Allein in Diyarbakır gaben ihm mehr als 50.000 Menschen das letzte Geleit.

Das Entsetzen über den Mord am Samstag lässt erahnen, welche Bedeutung Elçi für die Kurden, aber auch für friedensbewegte Menschen in der gesamten Türkei hatte.

Der 49-jähre Anwalt hatte sich immer wieder entschieden gegen jede Form von Gewalt gewandt und sich unablässig für den Dialog zwischen der PKK und dem Staat eingesetzt. Im Parlament verglich ihn gestern der armenischstämmige Abgeordnete der kurdisch-linken HDP, Garo Paylan, mit dem armenischen Journalisten Hrant Dink, der ermordet worden war, nachdem er sich für den armenisch-türkischen Dialog stark gemacht hatte.

Selbst der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und sein Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu bekundeten noch am Samstag ihre Trauer und versprachen, alles dafür zu tun, den Mord aufzuklären.

Tahir Elçi war am Samstagvormittag in der Altstadt der kurdisch geprägten Großstadt auf offener Straße erschossen worden, als er gerade mit einigen Mitstreitern eine Erklärung gegen die Kämpfe zwischen PKK-Anhängern und der Polizei für die Presse abgab. Regierungsnahe Medien warfen deshalb der PKK vor, die Schießerei angezettelt zu haben. Für die HDP und die türkischen Friedensaktivisten sind dagegen verdeckte Killer im Auftrag des Staates verantwortlich.

Der Verdacht, dass Mörder im Staatsauftrag hinter der Tat stecken, wird auch damit begründet, dass Tahir Elçi erst vor wenigen Wochen für einige Tage festgenommen worden war und immer noch ein Verfahren gegen ihn lief. Der Grund dafür war, dass er in einem Interview gesagt hatte, er halte die PKK nicht für eine Terrororganisation, auch wenn er die Anschläge der PKK verurteile.

Mit Tahir Elçi verliert die Türkei einen der wenigen Männer, die noch versuchten, zwischen den kämpfenden Fraktionen zu vermitteln. Tahir Elçi hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

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2 Kommentare

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  • Sehr traurig.

    Ja die PKK macht auch Probleme, aber das ist kein Vergleich mit Erdowahn.

  • Tahir Elçi war auch bei den PKK-Kämpfern nicht sonderlich beliebt. Das muss man einfach festhalten. Die verliert durch Friedensbemühungen ihre Existenzberechtigung.

     

    Die Türkei verbesserte die Situation für die Kurden in den letzten 15 Jahren deutlich. Es gibt einige neue Gesetze, die den Kurden wieder ermöglichen ihre Kultur zu leben. Vor der Regierung AKP (Erdogan u.a.) waren die kurdischen Sprachen, Schrift, Ortsnamen, Klamotten, Musik ... alles verboten. Nun gibt es kurdisches Fernsehen und kurdische Sprache wird an Universitäten gelehrt. Türkische Kurden haben in der Türkei die gleichen Rechte wie alle Türken und werden NICHT unterdrückt.

     

    Als Erdogan 2013 mehr Autonomie in Aussicht stellte fingen die Problememit der PKK wieder an. Ich erinnere mich noch gut an die vereitelten Anschläge der PKK-Jugend in Istanbul Anfang dieses Jahres (nicht in der deutschen Presse). Nur einer von mehreren Sprengsätzen ging (neben einer Bushaltestelle an einem Kiosk) hoch und verletzte Gott sei Dank niemanden.

     

    Dann brachte die PKK wieder Waffen in die Türkei (gegen den Friedensvertrag), Anschläge auf Grenzposten... und später der Mord an den Polizisten als Vergeltung (was das Fass zum Überlaufen brachte). Auch ein Problem ist die HDP, die nie sagte "PKK, wir wollen mit eurer Gewalt NICHTS zu tun haben!". Ganz im Gegenteil. Im Büro vieler HDP-ler hängt verharmlosend das Bild Öcalans. Und das nach zehntausenden Toten in dern 80ern und 90ern!

     

    Zurück zum Mord: Gut möglich, dass es türkische Nationalisten (MHP u.a) waren. Auch gut möglich, dass es die PKK war.

     

    Am unwahrscheinlichsten halte ich einen Auftragsmord durch die türkische Regierung.