Kunstaktion „Europäischer Mauerfall“: Künstler machen Bulgarien nervös
Die Aktion „Europäischer Mauerfall“ hat die bulgarische Regierung nervös gemacht. Die Aktivisten wollen dennoch bis an die EU-Grenze kommen.

Schon in Berlin viel Polizei: Phillip Ruch und die Reisegruppe zum „Ersten Europäischen Mauerfall“. Bild: imago/Christian Mang
Die Kunstaktion „Erster Europäischer Mauerfall“ bringt die bulgarische Politik in Aufruhr. Die just ins Amt getretene Regierung, genauer der Innenminister, bekundete im Staatsfernsehen, dass er sein politisches Schicksal daran knüpfen würde, dass die EU-Außengrenze zur Türkei von den deutschen AktionskünstlerInnen unangetastet bleibt.
Ein Vertreter des Innenministeriums hatte die beiden voll besetzten Reisebusse am Samstagabend an der serbisch-bulgarischen Grenze in Empfang genommen, um die Insassen über die rechtliche Situation zu informieren, falls sie einen illegalen Grenzübertritt versuchen sollten. Er war sehr freundlich – gleichzeitig bestand kein Zweifel daran, dass er eine Warnung an die Einreisenden aussprach.
Die bulgarischen Rechtsanwälte, die die Gruppe im Falle von Verhaftungen vertreten werden, sprachen von einer „Hysterie“ in Bulgarien. Die Reisebusse waren zunächst von der serbischen Polizei bis zur bulgarischen Grenze und dann von der bulgarischen Grenze bis nach Jambol eskortiert worden. Zuvor hatte die serbische Polizei eine Sporttasche voll Bolzenschneider gefunden und inventarisiert, aber nicht konfisziert. In Jambol hatte die Gruppe Hotelzimmer für die rund 120 Reisenden angemietet.
Auch rechte Gruppierungen hatten angekündigt, sich gegen die Kunstaktion zur Wehr zu setzen. Von Seiten des Innenministerium wurde mehrfach darauf verwiesen, dass man die Gruppe vor den Nationalisten schützen würde – solange die Deutschen keine illegalen Handlungen vollzögen.
1.000 Polizisten beim Gedenken
Dennoch hält die Gruppe daran fest, friedlich in „Sichtweite der Grenze“, wie es Philipp Ruch formulierte, eine „Denkveranstaltung zum Fall der europäischen Mauer“ abzuhalten. Bereits vor Wochen hat das Zentrum für Politische Schönheit eine entsprechende Veranstaltung angemeldet, sagen sie weiter. „Wir wollen unsere Grenze sehen“, das sei das Ziel.
Doch genau das dürfte schwierig werden. Auf der von Jambol aus 60 Kilometer langen Strecke bis zum anvisierten Grenzstreifen sind sämtliche Hotels ausgebucht – von Polizisten. Ruch geht davon aus, dass etwa 1.000 Beamte im Einsatz seien.
Die „Denkfeier“ soll Sonntag gegen 13 Uhr stattfinden. Die Kunstaktivisten haben einen Livestream geplant.
Leser*innenkommentare
Age Krüger
Der Livestream funzt bei mir nicht mehr. Ist der schon tot jetzt?