Kulturförderung für Musikclubs: Clubs werden doch nicht begraben

Die Grünen versprechen Hamburgs darbenden Livemusik-Clubs institutionelle Förderung. Damit sollen unter anderem besonders gelungene Konzerte prämiert werden

Könnten in Hamburg künftig Staatsknete einbringen: Maximo Park im Molotow Bild: JOERG-MARTIN SCHULZE

Jetzt also doch: "Die Signale sind angekommen", sagt Farid Müller, medienpolitischer Sprecher der Hamburger GAL-Fraktion. "Und verstanden worden sind sie auch." Die schwarz-grüne Bürgerschaftskoalition will der darbenden Livemusik-Szene unter die Arme greifen - fast drei Monate nachdem der Kiezclub Molotow schlagzeilenträchtig sein eigenes Ende prophezeite.

Ein "massives Förderprogramm" soll Hamburg jetzt als Livemusikstandort stärken und das Engagement der Clubbetreiber würdigen, wie Müller am Donnerstag im Rathaus betonte. Bislang ist das Programm zwar weder beschlossen noch im Detail ausgearbeitet. Das Volumen aber ist schon fix: 800.000 Euro, verteilt über zwei Jahre, sollen es werden. "Jetzt", sagt Müller, "geht es darum, zu reagieren."

Die von der Clubszene seit Monaten ausgesandten Signale waren sehr deutlich gewesen: "Die Stadt hilft uns nicht", hieß es da. Und spätestens seit es hieß, das Molotow werde schließen, wurde dieser Satz in der Szene zum Dauerlamento. Ohne Förderung von außen könnten die meisten Clubs nicht überleben, die Einnahmen aus Eintritt und Getränkeverkauf reichten bei weitem nicht mehr, war allenthalben zu hören.

Im Februar hatte das Clubkombinat, in dem sich die Clubbetreiber seit Juli 2004 organisieren, die Clubkultur auf dem Rathausmarkt symbolisch zu Grabe getragen; auf Müllers Internetseite steht noch heute eine markige Pressemitteilung aus jenen Zeiten.

Molotow-Betreiber Andi Schmidt bringt die Stimmung in der Szene auf den Punkt: "Wenn das weltberühmte Viertel St. Pauli, um das uns viele beneiden, in der bisherigen Form weiter bestehen soll, dann muss sich ein Förderer finden. Wenn die Stadt den Einzug von Systemgastronomie und Discountsupermärkten toll findet - dann hoffe ich, dass es Leute gibt, die diese Meinung nicht teilen."

Die Schließung des Molotows jedenfalls ist inzwischen abgewendet: Fürs Erste übernimmt ein anonymer Mäzen das jährlich auflaufende Defizit von 60.000 Euro. Bis Dezember 2009 ist der Betrieb also gesichert. Wer der Spender sei, wisse er nicht einmal selbst, sagt Schmidt.

Die jetzt auf den Weg gebrachte Förderung solle da ein wenig nachhaltiger wirken, hofft Müller. Ein Teil der Summe soll in einen Musikfonds fließen - um etwa die bei Konzerten fälligen Gema-Gebühren zu subventionieren und beispielhafte Konzepte zu prämieren. Außerdem werde sich die Stadt an notwendigen Investitionen in Lärmschutz sowie am Kauf neuer, energieeffizienterer Licht- und Musikanlagen beteiligen. Außerdem solle der Verein "RockCity" stärker als bisher unterstützt und - auf Vorschlag des Clubkombinats - eine Clubstiftung eingerichtet werden. Soweit die Pläne der GAL; über Details werde noch zu reden sein, sagt Müller. Etwa über die Kriterien, anhand derer die Fördersumme in der Szene verteilt werde.

Nicht reden will Müller über die Äußerungen von Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos): Noch Ende Juli hatte von Welck gesagt, das Leben und Sterben von Clubs sei fester Bestandteil einer lebendigen Musikszene. "So ehrlich muss man sein. Die Zeit von Starclub und Onkel Pö war auch irgendwann einmal vorbei", hatte sie damals gesagt. Abgesehen davon halte sie die Diagnose eines drohenden Niedergangs der Clubkultur für unverantwortlich: "Sicher haben in der Vergangenheit einige Clubs zumachen müssen. Das will ich gar nicht beschönigen. Aber für all die Clubs, die gute Arbeit machen, die ein attraktives und gut besuchtes Programm anbieten - und davon gibt es ja genug - ist es ein Schlag ins Gesicht." Ein gemeinsames Interview mit Clubbetreibern lehnte die Behörde jedoch ab: Die Diskussion könnte zu konfrontativ verlaufen.

Er wisse nicht, wie die Senatorin diese Aussagen gemeint habe, sagt Farid Müller. "Natürlich: Was wir hier vorhaben, mag einen Club, der schlecht wirtschaftet, nicht retten können. Alle anderen können sich jedoch freuen", sagte Müller. Darüber hinaus verzichte er aber auf jeden Kommentar.

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