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■ QuerspalteKugelkogel

Endlich vorbei, das wochenlange Abhängen vor der Glotze, um 22 erwachsenen Männern zuzusehen, die einem Ball nachjagen. Endlich wieder ganz entspannt durch die Programme zappen. Und so fand man sich an einem Mittwoch abend bei Sat.1 in irgendeiner Serie wieder. Nahm ordentlich Anteil an den Herzensergießungen von Krankenschwestern und mißbilligte das intregane Gebaren zwischen OP und Teeküche aufs allerdeutlichste. Und mittendrin geschah nun dies: der knuffige Sat.1- Ball, bis dahin im Fernsehrechteck oben links plaziert, machte sich unvermittelt selbständig. Quer über die gewichtigen Mienen der Akteure titschte er behend nach Mitte unten, um schließlich oben rechts zu landen. Derart tollkühn animiert, fiel unser Blick spornstreichs auf eine am unteren Bildrand eingeblendete Hotline-Nummer, die bei Anruf irgendeine Form von Wissenszuwachs oder schieres Glück verhieß.

Schön und ungut. Aber hatte nicht Fred Kogel bei Amtsantritt keck angekündigt, dieses rührend antiquierte Markenzeichen mit dem Charme zwischen Kindergeburtstag und Familienfreizeit auf Norderney ratz-fatz vom Schirm zu kicken? Hatte er. Wegen Schnarchimage und so. Nun gut, das Glücksrad hat er ausgebremst und den Bergdoktor von der Alm verscheucht. Respekt. Nur das farbenfrohe Bällchen ist noch immer munter mit dabei. Weil er von den schwarzweißen Bällen nun mal keine hatte, buhlte Kogel während der WM unter dem total genialen Motto: „Unser Ball ist bunt“ um Kundschaft, und nun läßt er das Bällchen auch noch fliegen. Wie in aller Welt soll das erst werden, wenn der gute Onkel Leo die Rechte an dem Mega-Kick womöglich doch an ARD und ZDF verhökert und dem Fredi wieder nur sein kleines buntes Bällchen bleibt? Bringt er ihm dann das Sprechen bei? Aber vielleicht kommt ja auch alles ganz anders, und Kirch hat mit der Fifa klargemacht, das bei der WM in Fernost nur noch mit den bunten Sat.1-Bällen gekickt wird. Reinhard Lüke

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