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Künstlicher Regen soll Erträge rettenDürre in Ost-Niedersachsen

Landwirte zwischen Celle und Lüneburg sind auf künstliche Bewässerung angewiesen. Und die Kommunen sorgen sich um ihre Geranien.

Wasser, Marsch! Feld mit Wintergerste in Niedersachsen. Foto: dpa

Hannover dpa | Trotz des kühlen Wetters zum Sommeranfang herrscht auf den niedersächsischen Äckern Trockenheit. Vor allem den leichten Sandböden fehle Wasser, sagte Gabi von der Brelie vom Landvolk Niedersachsen am Montag. Die Landwirte seien deshalb auf künstlichen Niederschlag angewiesen, um trotzdem zufriedenstellende Erträge zu erzielen.

Der künstliche Regen ist nicht billig. „Die Kosten für Strom, Wasser und Aufbau der Anlage betragen je beregnetem Hektar und Durchgang über 40 Euro“, betont Brelie. Berücksichtige man die Gesamtkosten, zahle der Landwirt mehr als 100 Euro je Hektar.

Einige Getreide- und Kartoffel-Äcker seien in diesem Jahr bereits zum dritten Mal beregnet worden. Neben den Kosten müssten die Bauern auch einkalkulieren, dass der Einsatz der Beregnungsanlagen mechanische Schäden an den Pflanzen verursachen könne. Dadurch könne der Ertragszuwachs wieder zunichtegemacht werden.

Das größte zusammenhängende Beregnungsgebiet beginnt nördlich von Hannover und erstreckt sich über die Landkreise Celle, Uelzen, Gifhorn, Lüchow-Dannenberg und Lüneburg. Die Sandböden können das Wasser nicht so gut speichern wie die Lehmböden im Süden des Landes. Die Landwirte sind deshalb auf künstlichen Niederschlag angewiesen, um trotzdem zufriedenstellende Erträge zu erzielen.

Die ausbleibenden Niederschläge sind nicht nur für Landwirte ein Problem, sondern auch für die niedersächsischen Kommunen. „Wir wässern viel mehr als in den vergangen Jahren“, sagt Joachim Keuch, Fachbereichsleiter Tiefbau der Stadt Gifhorn. Die Dürre schade vor allem den Sommerblumen. „Es wäre schade, wenn Geranien und Co. verblühen“, sagte Keuch.

Auch den jungen Straßenbäumen schade die Dürre. Die benötigten zwei bis drei Jahre, um Wurzeln auszubilden, die lang genug seien, um ausbleibende Niederschläge zu kompensieren. Um die Pflanzen nicht eingehen zu lassen, habe die Stadt Gifhorn in diesem Jahr bereits Fremdfirmen mit dem Gießen beauftragen müssen, so Keuch. Denn jeder Baum koste in der Anschaffung um die 200 Euro.

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5 Kommentare

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  • Klar könnne Sandböden Wasser hervorragend speichern, unterhalb des Grundwasserspiegels.

     

    Problem ist hier der Wassergehalt im Oberboden, halt mangels gleichmäßigen Niederschlagsverteilungen zu nahe am permanenten Welkepunkt.

    • @KarlM:

      Relevant sind im Ackerbau nun mal obere Bodenhorizonte. Kommt auch keiner auf den Gedanken, zu behaupten, die Sahara wäre ein Feuchtgebiet und wirtlich, da ja genug Wasser da ist und..... das ist es ja wirklich.

    • @KarlM:

      wenn ich mich recht entsinne, bezieht Hamburg von dort Trinkwasser,

       

      ansonsten hatte ich an Mischbeflanzung o. ä. gedacht, welches die Oberfläche vorm Austocknen schützt.

      Auch muss es nicht sinnvoll sein, dass die Heidelandschaft künstlich aufrecht erhalten wird, wenn diese ansonsten schon längst bewaldet wäre.

      Würde sich vielleicht auch günstig aufs Kleinklima auswirken.

      • @Lindenstock:

        Heide ist für das Rückhaltevermögen definitiv niccht förderlich!

        Problemursachen zeigt die Wasserhaushaltsgleichung.

  • Die Gießkanne ist also gefragt und dies ist ein Dauerproblem?

    Sandboden zwischen Hamburg und Hannover kann aber nicht überraschen, gibt es da keine anderen, kostengünstigen Lösungen?.

     

    Es dürfte hingegen auf ertragreichen Böden, denen nicht so leicht Wasser fehlt, nicht mehr gebaut, keine Gewerbe- Wohngebiete angelegt werden. Ertragreicher Boden müsste einen Schutz erhalten, den er bislang immer noch nicht hat.

     

    Bei den Straßenbäumen hab ich meine Zweifel, nämlich ob die nicht in der Regel genauso schnell umgelegt werden, wie andernorts angepflanzt.