Künstliche Intelligenz im Alltag: Längst unter uns
Anwendungen künstlicher Intelligenz sind keine Science-Fiction, sondern längst Alltag. Vier Beispiele aus ganz unterschiedlichen Bereichen.
Medizin: Wiederkehrende Muster zu erkennen – das ist eine der Stärken von künstlicher Intelligenz. Und diese Stärke ist auch in der Medizin gefragt, zum Beispiel bei der Erkennung von Tumoren. So untersuchte eine Studie im vergangenen Jahr, wie sich eine KI zur Erkennung von schwarzem Hautkrebs im Vergleich mit Ärzt:innen schlägt. Hautärzt:innen von zwölf Universitätskliniken aus Deutschland und ein interdisziplinär programmierter Algorithmus analysierten dafür 100 Bilder von auffälligen Hautstellen.
Das Ergebnis: 7 der 157 Hautärzt:innen schnitten besser ab als der Algorithmus. 14 erzielten gleich gute Ergebnisse und 136 hatten eine schlechtere Bilanz als die KI. Die menschliche Diagnose macht das nicht überflüssig, das betonen auch die Heidelberger Wissenschaftler:innen. Im Gegenteil erhöht die Kombination aus menschlicher und technischer Analyse die Wahrscheinlichkeit einer richtigen Diagnose.
Sprache: Das automatische Übersetzen von Texten in andere Sprachen fiel – zumindest wenn die Ergebnisse brauchbar sein sollten – lange unter Science-Fiction. Die Wende brachten neuronale Netze, eine Form der künstlichen Intelligenz. Die neuronalen Netze werden mit Daten aus Quell- und Zielsprache trainiert. Und sie lernen bei jeder Übersetzung dazu.
Im Fall Google Translate machten die Entwickler:innen publik, dass eine Übersetzung auch Lerneffekte für Sprachen hervorruft, in denen es überhaupt keine Trainingsdaten gab. Wie das sein kann? Die Entwickler:innen vermuten, dass das System eine Art interne Universalsprache gelernt hat und als Übersetzungsbrücke nutzt. Das Beispiel zeigt damit gleichzeitig, dass KI häufig eine Blackbox ist, bei der selbst die Entwickler:innen nicht genau wissen, was im Inneren passiert.
Haushalt: Heizungsthermostate, bei denen sich einstellen lässt, wie viel Grad warm es zu welcher Uhrzeit in einem Raum sein soll, gibt es schon seit Jahren. Selbstlernende Thermostate gehen einen Schritt weiter: Die Nutzer:innen müssen hier ihre Temperaturvorlieben bezogen auf Uhrzeit und Wochentag nicht einprogrammieren. Das Thermostat lernt anhand des Nutzungsverhaltens selbst, wie warm es die Bewohner:innen zu welcher Uhrzeit gerne hätten.
Das dauert in der Regel etwa eine Woche und hat den Vorteil, dass Änderungen im Verhalten nicht zu manuellem Umprogammieren führen müssen. Der Nachteil dabei: In einem vernetzten – und damit potenziell angreifbaren – Gerät liegen persönliche Daten, die unter anderem Rückschlüsse darauf zulassen, wann die Bewohner:innen zu Hause sind.
Umwelt: Waldbrände und ihre Bekämpfung werden mit dem Klimawandel zunehmend zum Problem. Daher haben schwedische Institutionen im vergangenen Jahr begonnen, Waldbrände mittels Satellitendaten und Methoden des maschinellen Lernens zu überwachen. Der Algorithmus kann etwa den Rauch auf den Aufnahmen herausrechnen und so genauer bestimmen, wo und wie groß ein Brand ist. Das System wurde auch in Mosambik eingesetzt, um die Ausmaße einer Flutkatastrophe überblicken zu können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!