Künstler Otto Piene gestorben: Mit Chauffeur in den Tod
Otto Piene stirbt kurz nach Eröffnung zweier Ausstellungen. Er arbeitete zuletzt an aufblasbaren Skulpturen, die nun in Berlin in den Himmel steigen.
Leicht. Leichter als Luft müssen die aufblasbaren Skulpturen von Otto Piene sein, die am Samstag vom Dach der Neuen Nationalgalerie aus in den Himmel steigen werden. Das „Sky Event“ war geplant als ein spielerischer Höhepunkt der gerade eröffneten Ausstellungen „More Sky“, die dem alten Meister einer bewegten und ephemeren Kunst von der Neuen Nationalgalerie und der Deutschen Bank ausgerichtet werden. Nun wird ihr Schweben so etwas wie sein in den Himmel aufsteigendes Vermächtnis: Am Donnerstag starb der 86-Jährige in Berlin während einer Taxifahrt.
Im Deutschland der Nachkriegszeit gründete Piene mit Heinz Mack die Gruppe „Zero“. Deren Mitglieder arbeiteten an einer Kunst, die offen gegenüber technischen und wissenschaftliche Entwicklungen war und in die Zukunft schauen wollte: „Wir verstanden von Anfang an ’Zero‘ als Namen für eine Zone des Schweigens und neuer Möglichkeiten“, sagte Otto Piene 1964, „nicht als Ausdruck des Nihilismus oder einen Dada-ähnlichen Gag. Wir dachten an den Countdown vor dem Raketenstart – ZERO ist die unermessliche Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht.“
Heute gilt Piene als ein Gründervater der Nachkriegsmoderne, der Medien wie Licht und Bewegung den Weg in die bildende Kunst ebnete. Museen taten sich allerdings lange schwer mit der Aufführung solcher Werke. Deshalb ist es noch immer ein seltener Akt, wenn, wie aktuell in der Neuen Nationalgalerie, Pienes Diashow „The Profileration of the Sun“ gespielt wird.
In New York fanden die „Zero“-Künstler 1964 mit einer Ausstellung internationale Anerkennung. In dem Jahr übernahm Piene in den USA erstmals eine Gastprofessur. Von 1972 bis 1994 lehrte er am Massachusetts Institute of Technology (MIT). In der Nähe von Boston, wo er mit seiner Frau lebte, wird er auch begraben werden.
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