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Kubanische BloggerinSánchez reist ins Ausland

Am Sonntag flog die Dissidentin nach Brasilien. Jahrelang kämpfte sie vergebens um einen Pass. Nun profitiert sie von der neuen Reisefreiheit und will auf alle Fälle zurückkehren.

Sánchez 2009 in Havanna. Jetzt sieht sie mal was anderes. Bild: dpa

HAVANNA afp | Nach einem jahrelangen Kampf um einen Pass hat die kubanische Dissidentin und Bloggerin Yoani Sánchez erstmals wieder eine Auslandsreise angetreten. Sie werde drei Monate lang durch bis zu zwölf Länder reisen, sagte die 37-Jährige am Sonntag, bevor sie nach Brasilien abflog. Sánchez hatte dank eines neuen Gesetzes erst vor kurzem einen Pass bekommen, der ihr wegen ihrer offenen Kritik an der Regierung jahrelang verwehrt worden war.

„Mit dieser Tour beginnt ein neuer Abschnitt in meinem Leben, und es wird auch journalistisch eine wunderbare Erfahrung sein.“ Es sei ein fünfjähriger Kampf gewesen, „diese Absurdität zu beenden“, ergänzte die Bloggerin mit Blick auf ihre Bemühungen um einen Reisepass.

Nach Angaben ihres Verlags Contexto will Sánchez zwei Tage in São Paulo bleiben, um anlässlich des Erscheinens ihres Buches Interviews zu geben. Von Brasilien aus will Sánchez nach Peru weiterreisen, weitere Stationen sind nach ihren Angaben unter anderem Mexiko, die USA, Tschechien, Polen und die Niederlande. In den USA wolle sie die Büros von Google, Twitter und Facebook besuchen, kündigte sie im Internet-Kurzbotschaftendienst //twitter.com/intent/user?screen_name=yoanisanchez:Twitter an.

Kurz bevor das Flugzeug in Havanna abhob, twitterte Sánchez: „Mein Name wurde nicht über Lautsprecher ausgerufen. Sie haben mich nicht in einen kleinen Raum gebracht, um mich auszuziehen oder mir Anschuldigungen vorzulesen. Alles läuft gut.“ Sie twitterte außerdem, die kubanische Regierung solle nicht einmal "im Traum" denken, sie würde nicht zurückkehren.

Sánchez, die in der Schweiz gelebt hatte, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrte, wurde jahrelang die Ausreise verweigert. Noch im vergangenen Jahr scheiterte eine Brasilien-Reise an der Weigerung der kubanischen Behörden, ihr einen Pass auszustellen.

Nun kommt ihr ein Gesetz zugute, das im Januar in Kraft trat: Es gewährt den Bürgern des kommunistischen Inselstaates erstmals seit einem halben Jahrhundert grundsätzliche Reisefreiheit. Fortan dürfen Kubaner über 18 Jahre mit einem Reisepass ausreisen, dessen Ausstellung allerdings 100 US-Dollar (rund 76 Euro) kostet. Ende Januar hatte Sánchez bekanntgegeben, dass sie einen Pass erhalten habe.

Sánchez verbreitet über ihren Blog Generation Y kritische Ansichten über die Zustände in Kuba. 2008 wurde sie von der spanischen Zeitung El País mit dem Ortega-y-Gasset-Preis für Online-Journalismus ausgezeichnet. Da die meisten Kubaner keinen Internet-Anschluss haben, wurden die Aktivitäten von Sánchez jedoch vorwiegend im Ausland verfolgt.

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2 Kommentare

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  • G
    Gerd

    In Brasilien, genauer im Bundesstaat Bahia, in den Städten Salvador und Feira de Santana, wurde Frau Sánchez mit Transparenten empfangen mit den Aufschriften: "traidora", "Cuba sim, ianques não".

     

    In der taz liest man darüber natürlich nichts.

  • W
    Wolfgang

    Hallo Ihr "Kuba Informanten",

    es langweilt mich so etwas von... . Was zieht Ihr diese Frau denn so künstlich nach oben. Toll, wo sie das Geld so her hat.