Kuba-Politik der USA: Eine Kur für die marode Wirtschaft

Das von US-Präsident Obama angekündigte Ende des Kalten Krieges sorgt auf der Karibikinsel für Euphorie. Der Tourismus soll Dollar bringen.

Zwei Frauen beim Schwätzchen an einem kubanischen Café. Bild: dpa

HAMBURG taz | „Wir profitieren, wenn die Exporte erleichtert werden. Unser Hafen ist nicht weit von Miami entfernt, hier könnten Frachter genauso wie Fähren anlegen“, freut sich Raimundo Franco. Der protestantische Geistliche leitet ein Kirchenzentrum in der nahe des Touristenzentrums von Varadero gelegenen Hafenstadt Cárdenas.

Früher war hier eine aufstrebende Industriestadt, wo Eisenbahnwaggons und Schiffe gebaut wurden, Zucker verladen und Rum destilliert wurde. Heute verfällt hier alles, Cárdenas hofft auf Investitionen. Wie viele Kubaner – seitdem US-Präsident Barack Obama am vergangenen Mittwoch zwar kein Ende des Wirtschafts- und Handelsembargos, wohl aber eine Wende in der Kuba-Politik ankündigte, setzen viele auf Aufschwung auf der Karibikinsel.

Aus gutem Grund, denn die miesen Beziehungen zwischen Washington und Havanna haben auch Unternehmen aus Asien oder Europa davon abgehalten, in Kuba zu investieren. „Schließlich mussten sie mit blauen Briefen aus dem US-Finanzministerium rechnen, wenn sie auch in den USA aktiv sind“, sagt der kubanische Ökonom Omar Everleny. Ein Grund, weshalb beispielsweise Daimler Benz Motoren für Lastwagen und Maschinen für die Zuckerrohrernte jahrelang über ein Tochterunternehmen in Ägypten abwickelte.

Schon die von Obama angekündigten Erleichterungen beim Export von Produkten, die nicht auf der Embargoliste stehen – wie Baumaterialien, Medikamente und Nahrungsmittel –, sorgt für Euphorie. Auch die Aufstockung der Geldbeträge, die aus den USA künftig an Familienangehörige in Kuba geschickt werden dürfen, ist eine Maßnahme, die schnelle ökonomische Effekte haben dürfte.

Die Dollar der „Yumas“

Rund 480.000 selbstständige Kleinunternehmer gibt es derzeit in Kuba. Viele von ihnen haben erst dank der Dollartransfers ihre „Firma“ aufbauen können. Investitionskapital ist jedoch nicht nur im privaten Bereich knapp, sondern auch für Staatsunternehmen. Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sind zudem fast zum Stillstand gekommen, weil die internationale Resonanz auf die im April 2011 beschlossenen Reformen verhalten ausfiel.

Einzige Ausnahme ist der Bau des Tiefseehafens von Mariel, wo Brasilien mindestens 600 Millionen US-Dollar investiert hat. Doch der Hafen, vor ein paar Monaten feierlich eingeweiht, wird kaum genutzt. Das könnte sich mit der Klimaveränderung zwischen den USA und Kuba ändern. Vielleicht werden dadurch auch die 246 Großprojekte, für die das kubanische Handelsministerium solvente Partner sucht, attraktiver.

Womit Kuba jetzt schon rechnet, sind mehr US-Touristen. Derzeit kommen rund 90.000 pro Jahr, die das Embargo umgehen. Mit den neuen Reiseerleichterungen dürfte ihre Zahl merklich steigen. Darauf hoffen private Anbieter genauso wie staatliche Hotels: Es ist noch aus der Zeit vor der Revolution bekannt, dass die „Yumas“, wie die Amerikaner in Kuba genannt werden, mit ihren Dollars prassen.

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