: Kronzeugenregelung lockte Susanne Albrecht
■ Ehemalige RAF-Frau bereits in Gefängnis im Süden der Bundesrepublik verlegt / Ihr Anwalt schürt Spekulationen über künftige Kronzeugenrolle
Berlin (taz) - Susanne Albrecht ist gestern „freiwillig“ in die Bundesrepublik zurückgekehrt und in ein Gefängnis im Süden eingeliefert worden. Sie soll nun „unverzüglich“ einem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt werden. Albrechts Ostberliner Anwalt Wolfgang Vogel heizte Spekulationen über eine mögliche Kronzeugenrolle der ehemaligen RAF-Frau kräftig an. Diese Aussicht sei für ihre freiwillige Rückkehr „entscheidend“ gewesen, sagte Vogel. Die Bundesanwaltschaft hält derlei Überlegungen für „verfrüht“. Erst nach Abschluß der Ermittlungen sei an eine Kronzeugenrolle zu denken. Im übrigen habe sich das Angebot an alle in der DDR inhaftierten ehemaligen RAF-Mitglieder gerichtet.
Fraglich blieb gestern, ob Susanne Albrecht, der vor allem die Beteiligung an der versuchten Entführung und Ermordung des Bankiers Jürgen Ponto im Jahr 1977 zur Last gelegt wird, überhaupt etwas zur Aufklärung der anderen Anschläge im selben Jahr beizutragen hat: Beim Attentat auf Siegfried Buback war sie nach der Überzeugung führender Verfassungsschützer noch nicht im Untergrund, nach dem Tod des mit ihrer Familie befreundeten Ponto seelisch nicht mehr in der Lage, sich an der Schleyer-Entführung zu beteiligen.
Über die Haftbeschwerden der Mehrzahl der anderen sieben Inhaftierten ist nach Angaben der DDR -Generalstaatsanwaltschaft noch nicht entschieden.SEITE 6
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