Kritik an WWF: Umstrittene Soja-Connection
Umweltschützer kritisieren den WWF, weil er mit Agrarkonzernen wie Monsanto und Syngenta an einem runden Tisch zum Sojaanbau sitzt.
BUENOS AIRES taz | Das Soja-Business verspricht umwelt- und sozialverträglicher zu werden. Der internationale Round Table on Responsible Soy, also der Runde Tisch für verantwortungsvolle Soja, hat jetzt "Prinzipien und Kriterien für verantwortungsvolle Soja" vorgelegt. Nach mehreren Monaten Arbeit einigten sich die Teilnehmer auf fünf Eckpunkte: Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen, Verantwortung für die Umwelt bei den Arbeitsbedingungen und den Beziehungen zur Allgemeinheit sowie die bestmöglichen Anbaumethoden.
Warum die Einigung auf solche Selbstverständlichkeiten so lange dauert, macht ein Blick auf das Whos who der am Tisch sitzenden deutlich: Monsanto, Syngenta und Unilever. Wegen der Teilnahme großer Konzerne ist der runde Tisch auch unter Umweltschützern umstritten. Dabei wurde er auf Initiative des Umweltverbandes WWF im Jahre 2005 ins Leben gerufen. Sein Vorbild war der bereits zwei Jahre zuvor vom WWF gemeinsam mit verschiedenen Unternehmen gegründete Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl.
Die Selbstdefinition des Runden Tischs zum Sojaanbau lautet auch: "Die Versammlung setzt sich zusammen aus Mitgliedern verschiedener Länder der Welt, die sich wegen ihrer Rolle in der Sojaindustrie zusammenfinden: Produzenten, Industrie und Zivilgesellschaft sind gleichwertig vertreten." So sind neben Produzenten, Verarbeitern und Händlern auch Umwelt- und Sozialverbände dabei. Dazu gehören etwa die argentinische NGO Fundapaz - und eben der WWF.
Doch seit Monsanto an den Treffen teilnimmt - der weltweit größte Hersteller von gentechnisch veränderter Soja-Saat kam erst später dazu -, steht der WWF für seine Teilnahme heftig in der Kritik. In einem offenen Brief hatten bereits im April weltweit 60 Umweltschutzorganisationen den WWF aufgerufen, den runden Tisch zu verlassen
"Mit dem Beitritt der Gentechnikkonzerne Syngenta und Monsanto ist der Runde Tisch zum Sojaanbau zur reinen Greenwashing-Operation geworden", so Martin Glöckle von der Organisation Pro Regenwald. Das könne kein Umweltverband mittragen. Die Konzerne wollten unter dem Deckmantel der "Kriterien für verantwortungsvolle Soja" ihre umstrittenen Gen-Produkte an den Markt bringen, warnte auch Greenpeace. Der konkrete Vorwurf: Der WWF unterlaufe die "Baseler Kriterien für verantwortungsvolle Soja-Produktion". Diese Kriterien waren im August 2004 vom WWF selbst mit aufgestellt worden. Darin heißt es: "Genetisch veränderte Organismen dürfen nicht verwendet werden." Der runde Tisch griff das aber nicht auf.
Der WWF verteidigte seine Teilnahme: In einem offenen Dialog hätten Umweltschützer "einen viel größeren Einfluss", als wenn sie die Treffen boykottierten. Die Organisation sei für ein Gentechnik-Moratorium. Doch die Soja-Expansion, auch die gentechnische, sei eine Realität. Und wenn freiwillige Standards nur für die gentechnikfreie Produktion gelten würden, sei ein Großteil des Anbaus derzeit nicht erfasst.
Der runde Tisch will seine aufgestellten Prinzipien und Kriterien nun zwölf Monate lang in Feldstudien auf Wirkung und Effizienz testen. Dann sollen sie noch einmal überarbeitet werden. Wer eigentlich wie überprüft, ob die Kriterien eingehalten werden, ist dabei noch völlig unklar.
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