Kritik an Jagdpraxis in Spanien: 1.500 Euro für eine Bergziege
Jäger in Spanien erlegen eigens für die Jagd gezüchtete Tiere. Dafür zahlen sie saftige Abschussprämien. Tierschützer kritisieren die Geldmacherei.
Doch ein Bericht zeigt: Das Argument mit der „Hege und Pflege“ stimmt nicht. „Die Jäger verschanzen sich hinter einer Überbevölkerung, die von ihrer eigenen Branche gemacht ist“, heißt es in einem Bericht eines Bündnisses von über 200 Umweltschutzorganisationen unter dem Namen „Plattform Nein zur Jagd“ (NAC).
Demnach werden Millionen von Tieren in Hunderten Wildfarmen gezüchtet und dann meist in privaten Jagdgebieten freigelassen, damit die Freunde der „Hege und Pflege“ sie bei ihrer Pirsch erlegen können. Die Wälder und Felder dienen als riesiger Schießstand für die Jagd auf Tiere, „die an den Menschen gewöhnt sind“, so die NAC.
„Erst eliminieren sie ihre Konkurrenten“
„Die Strategie ist so einfach wie effektiv. Erst eliminieren sie ihre Konkurrenten, die natürlichen Raubtiere (Wölfe, Füchse, Luchse, Raubvögel, Reptilien …). Dann füllen sie die Jagdreviere mit Tieren auf, die in Farmen gezüchtet wurden. Damit werden massive Abschusszahlen garantiert, die für die Rentabilität ihres Geschäfts unerlässlich sind“, heißt es in dem Bericht. Die Jäger zahlen 1.500 Euro für eine Bergziege, 2.000 Euro für ein Wildschwein und bis zu 3.500 Euro für einen Hirsch.
„Dies zerstört die Artenvielfalt, das natürliche Gleichgewicht und macht aus dem ländlichen Raum und Wald eine Fabrik für Abschussziele, die an den verkauft werden, der am meisten bietet“, heißt es weiter. Auch Treibjagden auf kleine Tiere, wie Rebhühner oder Kaninchen, werden mit gezüchteten Tieren bestückt.
In manchen Regionen, so etwa in der nordspanischen Provinz León, stammen laut NAC 100 Prozent aller gejagten Tiere aus Wildfarmen. In Spanien gibt es rund 800.000 Jäger, jährlich erlegen sie rund 25 Millionen Tiere. Zum Vergleich: Der Jagdverband Unac selbst spricht in einem Bericht von 2018 von vier bis sechs Millionen freigelassenen Tieren pro Jahr und von 1.235 Wildfarmen in Spanien und berichtet stolz, dass diese Aktivität seit den 1960er Jahren immer mehr Erfolg habe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“