piwik no script img

Kritik an GroKo-PlänenSchäuble schenkt nichts

Die Wirtschaftsverbände sind unzufrieden mit den schwarz-roten Plänen für Arbeitsmarkt und Rente. Finanzminister Wolfgang Schäuble hält dagegen.

Uneinig über die Wirtschaftspläne der Groko: Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble Bild: dpa

DORTMUND/BERLIN dpa | Mit den Plänen für Arbeitsmarkt und Rente schlägt Schwarz-Rot nach Ansicht der Wirtschaftsverbände eine gefährliche Richtung ein. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, sagte den Dortmunder Ruhr Nachrichten am Freitag, die hohen Zusatzausgaben in der Alterssicherung durch Mütterrente und Lebensleistungsrente belasteten Rentenkassen und Steuerzahler. Die abschlagsfreie Rente mit 63 für langjährig Versicherte signalisiere zudem, „wir könnten uns einen frühzeitigen Ausstieg aus der Erwerbstätigkeit leisten“.

Dabei sei der demografische Wandel eindeutig, so Schweitzer: „Wir müssen alle länger arbeiten, deshalb führt kein Weg an der Rente mit 67 vorbei.“ Auch die SPD müsse bei ihren Ausgabenwünschen zeigen, dass sie eine Politik ohne neue Schulden umsetzen könne. Der DIHK-Präsident sagte weiter: „Die Koalitionspartner spekulieren aber bei ihren Vorhaben darauf, dass ein hohes Wirtschaftswachstum zu neuen Rekorden bei den Steuereinnahmen führt. Das ist aber kein Selbstläufer.“

Auch der neue Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer forderte von Union und SPD eine Überarbeitung ihrer Rentenpläne. „Es kann nicht gewollt sein, dass jetzt zunichte gemacht wird, was in den vergangenen Jahren vereinbart wurde, um eine solide Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung dauerhaft sicherzustellen“, sagte der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Freitag.

Eine „Rente mit 63“ sei teuer, ungerecht und gehe an den Notwendigkeiten des Arbeitsmarktes vorbei. Das Anliegen, die Renten der Mütter von vor 1992 geborenen Kindern aufzustocken, sei zwar verständlich - die Kosten allein dieser neuen Leistung summierten sich aber auf 130 Milliarden Euro bis 2030, rechnete Kramer vor.

Der amtierende Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) verteidigte indes die schwarz-roten Rentenpläne. Der Zeitung Die Welt sagte er: „Wir machen doch keine Geschenke. Alles hat seinen Preis, seine Kehrseite.“ Die Erwerbsminderungsrente sei eine sehr begrenzte Belastung. Bei der abschlagsfreien Rente nach 45 Versicherungsjahren hätte die Union erreicht, dass die Altersgrenze parallel zur Rente mit 67 mitsteigt. „Grundsätzlich hat sich die SPD zur Rente mit 67 bekannt. Und das ist gut. Denn der demografische Wandel bleibt eine große Herausforderung für unsere Gesellschaft. Auf lange Zeit“, sagte Schäuble. Steuererhöhungen schloss er aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • F
    Frost

    Sind die eigentlich schizophren,diese Industrie-Büttel? Einerseits rangiert man die Alten aus und anderseits gönnt man ihnen dann noch nicht mal die Rente.Wer demnächst mit 60Jahren "ausrangiert" wüde,der hätte dann 25% weniger Rente. Selber fressen sie mit 7-Mäulern und gönnen dem "kleinen Mann" nicht mal das Schwarze unter den Fingernägeln. Geht die Demokratie kaputt, dann nur durch solche Induvidien.