piwik no script img

Kritik an EU-KommissionschefinVon der Leyen unter Beschuss

Das EU-Parlament bilanziert ihre Amtszeit. Es fehle an Transparenz, an Engagement für den „European Green Deal“ und ein krisenfestes Budget.

Ihre bisherige Bilanz überzeugt nicht: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Foto: John Thys/ap

Brüssel taz | Fast ein Jahr nach ihrem Amtsantritt in Brüssel ist EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen unter Beschuss geraten. Die CDU-Politikerin setze sich zu wenig für den „European Green Deal“ und für ein krisenfestes EU-Budget ein, heißt es im Europaparlament. Die Grünen werfen ihre zudem mangelnde Transparenz vor.

Der Frust über „VDL“ geht quer durch alle Fraktionen. Am heftigsten äußerte sich nun aber ausgerechnet ein Parteifreund, der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke. Von der Leyen werde ihrem Führungsanspruch nicht gerecht, klagt der Europapolitiker aus Bochum in einem Gastbeitrag für die Welt. Sie werbe zwar für einen Ausgleich von Wirtschaft und Umwelt, lasse aber Taten vermissen.

Die Kommissionschefin hatte den European Green Deal im Dezember 2019 angekündigt und ihn als „Europas Mann-im-Mond-Moment“ bezeichnet. Für Radtke sind das leere Worte. Die EU brauche „weniger pathetische und wolkige Beschreibung des Problems und mehr beherztes Zupacken“, so der Gewerkschafter, der auch NRW-Landesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) ist.

Die Existenzängste von Industriearbeitern, Mittelständlern und Landwirten kämen bei von der Leyen zu kurz, so Radtke, der das Ruhrgebiet vertritt. Sie habe an ihrem Politikstil nichts geändert: „Markige und/oder pathetische Überschriften nach außen, fehlende Kommunikation und Misstrauen nach innen, garniert mit dem völligen Ignorieren des Seelenlebens ihrer eigenen politischen Familie.“

Gerechter Übergang

Hintergrund ist der Streit um schärfere Klimaziele und das neue EU-Budget. Die EU-Kommission tritt für eine Senkung des CO2-Ausstosses um mindestens 55 Prozent bis 2030 ein – hat jedoch noch nicht erklärt, wie dieses Ziel zu erreichen wäre. Die nötigen EU-Gesetze sollen erst 2021 folgen. Zudem droht eine Kürzung der EU-Mittel für benachteiligte Kohle-Regionen und einen „gerechten Übergang“ hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft.

Zuletzt hatten sich die Fraktionschefs aller europafreundlichen Parteien (darunter CDU/CSU) gegen Kürzungen ausgesprochen und mehr Geld verlangt. Von der Leyen trete nicht genug für ein faires und klimafreundliches EU-Budget ein, lautet der Vorwurf im Parlament. Sie ordne sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unter, die den EU-Vorsitz innehat und den Budgetentwurf verantwortet.

Für Frust sorgt aber auch die schleppende Bearbeitung von Anfragen und Auskunftsbegehren aus dem Europaparlament. „Die EU-Kommission hat unter Präsidentin Ursula von der Leyen im Bereich Transparenz bisher nicht geglänzt“, klagt der grüne Abgeordnete Daniel Freund. In einem Brief an die EU-Kommission, der der taz vorliegt und der von neun weiteren Abgeordneten unterzeichnet wurde, zählt Freund eine ganze Reihe verspäteter Antworten auf.

So sei eine Anfrage zur Beschäftigung einer privaten PR-Firma bis heute nicht beantwortet worden. Dabei ging es um Videos der Firma Storymachine, die von der Leyen in ihren Diensträumen in der EU-Kommission drehen ließ (der angeblich rein private Vertrag wurde mittlerweile gekündigt). Auch zu einem Kontakt mit der umstrittenen New Yorker Firma Augustus Intelligence habe die Leyen-Behörde bisher keine Auskunft gegeben.

Mit Corona herausreden

Andere Anfragen wurden teilweise erst nach 14 oder gar 17 Wochen beantwortet – statt wie üblich in sechs Wochen. „Der Zugang zu Informationen der Exekutive ist für unsere Arbeit und die Kontrollfunktion des Parlaments essenziell wichtig“, so Freund. Die EU-Kommission könne sich nicht mit der Coronapandemie herausreden.

„Frau von der Leyen kann kein ernsthaftes Interesse daran haben, dass die Kommission von außen als intransparenter, bürokratischer Bunker wahrgenommen wird“, warnt der Grünen-Politiker.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Jetzt simmer letzt aber Erstaunt. Als hätte sie nicht schon als Familien-, Arbeits- und Verteidigungsministerin unter Beweis gestellt, dass sie - wenn überhaupt etwas - dann nur heiße Luft produziert. Ach ja, Selbstdarstellerin in Quizz-Sendungen der ARD habe ich vergessen. Nicht umsonst hat Merkel die einst als ihre Nachfolgerin dann fallengelassen und nach Brüssel expediert. Aktuell hat sie an der griechisch-türkischen Grenze gesetzwidrige Pushback-Aktionen mit Tränengas und Prügelattacken politisch Applaus gespendet. Eben ganz die Tochter des rechtsaußen CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, der einst Gorleben mit Gewalt durchsetzen und den NDR zerschlagen wollte. Ach ja und Folter hielt er für angebracht. Ja der Apfel und die Bäume.......

  • Tja - was haben wir denn erwartet?

    Unser aller Röschen vermißt bis heute ihre zwei Ponys.



    Vor allem aber ist sie auf brutalstmögliche Weise. Newahr.



    Burgdorfgeschädigt. Und das alles - durch ollen Ernst Albrecht!



    Was bekanntlich ihr Vater & MP von Bas-Sax war.



    Der hat schließlich außer dem Celler 🕳 & dem Albrecht-Speer.



    Auch nichts auf die Latte gekriegt - wie uns La Tuffa Panzeruschi vander Lie-ing.



    Nú. Bei Y - dem Ende von Germany 👨‍🚀 👨‍🚀 👨‍🚀 - wahrlich ooch nich - 🤮 -



    Fahnenflucht nennste sowat! Normal •

    Na Mahlzeit