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Kritik an BankdienstleisterDaten von EC-Karten gesammelt

Mit EC-Karte bargeldlos im Supermarkt gezahlt? Laut NDR landen Umsatz- und Kartendaten dann automatisch beim Bankdienstleister Easycash. Kritiker sprechen von einem neuen Datenskandal.

Im Visier der Datensammler: bargeldloses Bezahlen mit EC-Karten. Bild: dpa

HAMBURG/BERLIN afp | Die Daten von Millionen deutscher Bankkunden sind offenbar ohne Rechtsgrundlage dauerhaft gespeichert worden. Deutschlands größter EC-Karten-Netzbetreiber Easycash legte eine Datensammlung nahezu aller deutschen EC-Karten an, um Aussagen über die Zahlungsfähigkeit der Kartenbesitzer machen zu können, wie der Sender NDR-Info berichtete. Politiker von FDP und CSU sprachen von einem neuen Datenskandal.

Betroffen sind demnach 50 Millionen Kontoinhaber, die mit ihrer EC-Karte etwa an Supermarktkassen zahlen. Gespeichert werden bei Easycash offenbar Angaben zu Betrag, Zeitpunkt und Ort von Transaktionen. Das Ratinger Unternehmen nutze diese Daten nicht nur wie branchenüblich für die Zahlungsabwicklung und für eine Sperrdatei. Ziel sei auch, auf Grundlage der Daten Empfehlungen für Vertragsunternehmen unter anderem im Hinblick auf die Zahlungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit des Karteninhabers zu erstellen.

Dabei geht es um Kunden, die mit EC-Karte und Unterschrift bei Partnerunternehmen von Easycash bezahlen. Dieses Verfahren ist zwar für die Händler deutlich kostengünstiger als das Bezahlen mit EC-Karten und Geheimnummer - zugleich aber auch risikoreicher, da die Geschäfte von den Banken kein Geld erhalten, wenn das Konto nicht gedeckt ist. Um dieses Risiko zu verringern, stelle Easycash den Unternehmen eine Prognose über die Zahlungsfähigkeit der Kunden zur Verfügung, berichtete der Sender.

Eine Easycash-Sprecherin sagte dem NDR, die Datenspeicherung und -verarbeitung geschehe auf Grundlage des Bundesdatenschutzgesetzes. Kontoverbindungen seien zudem keine personenbezogenen Daten im Sinne dieses Gesetzes, weshalb eine schriftliche Einwilligung der Kunden nicht notwendig sei. Die Datenschutzbehörden der Länder wollten auf Anfrage des NDR mit Hinweis auf einen laufenden Abstimmungsprozess nicht Stellung beziehen. Ein Sprecher aus Nordrhein-Westfalen sagte dem Sender, es gebe "noch einige offene Fragen".

Verbraucherschützer übten scharfe Kritik am Vorgehen von Easycash. "Wir halten es für einen Skandal, dass am Verbraucher vorbei solche Datenbanken aufgebaut werden", sagte der Bankenexperte des Bundesverbandes Verbraucherzentrale (vzbv), Frank-Christian Pauli.

Der Vorsitzende des Bundestags-Verbraucherschutzausschusses, Hans-Michael Goldmann (FDP), kritisierte, das Vertrauen der Verbraucher werde "einmal mehr massiv hintergangen, und das Bankgeschäft rückt sich selbst ins schlechte Licht". Er erwarte eine "zeitnahe Klärung des Sachverhaltes", unterstrich Goldmann. "Sollte auch nur eine Frage rechtlich ungeklärt sein, muss diesem geschmacklosen Vorgehen sofort ein Riegel vorgeschoben werden."

Der Rechtsexperte der CSU-Landesgruppe, Stephan Mayer, bezeichnete die Praxis bei Easycash als "illegale Datenspeicherung unter dem Deckmantel der Limitprüfung". Es dürfe nicht hingenommen werden, dass Bürger "aufgrund ihres Einkaufsverhaltens, ihrer Bezahlpräferenz oder ihrer finanziellen Situation in ein Schema 'guter Kunde' beziehungsweise 'schlechter Kunde' gepresst werden". Mayer appellierte an Datenschützer und EC-Netzbetreiber, sich bei einem für den 12. Oktober geplanten Austausch auf für die Bürger "sichere Lösungen" zu verständigen.

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5 Kommentare

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  • E
    Eskapist

    Dieser neuerliche Datenskandal wirft einen erhellenden Blick auf unser Verhältnis zu einer technische Entwicklung, die für den einzelnen schon längst nicht mehr überschaubar ist.

    Entscheidend dabei ist nicht, dass Datenschützer schon seit Jahren davor warnen und dass jeder Kunde hätte wissen können, nein müssen, welche Folgen der leichtfertige Umgang mit den eigenen Daten haben kann.

    Auch nicht entscheidend ist, dass Politiker ohne Profil, durch Forderrungen nach Gesetzesverschärfungen, just im selben Augenblick versuchen sich zu verschaffen, was ihnen von Natur aus nicht vergönnt ist.

    Doch wo bleibt der mündige Bürger, der von Politikern immer dann gefordert wird, wenn die staatliche Bevormundung Geld kostet ohne einen politischen Vorteil zu bringen. Und wo bleibt der mündige Bürger, der sich staatliche Bevormundung nur gefallen lassen will, solange sie seiner Bequemlichkeit entgegen kommt.

    Natürlich ist es skandalös, wenn auch nicht überraschend sondern ein Beleg für den Zeitgeist, dass skrupellose Geschäftemacher gegen bestehende Gesetze verstoßen, um Geld zu verdienen.

    Aber wer nicht zum gläsernen Kunden werden will, geht vor dem Einkauf zur Bank, hebt Geld ab, bezahlt bar und schafft mit dieser simplen Vorgehensweise das Problem eigenständig und eigenverantwortlich aus der Welt, anstatt nach Regelungen zu jammern, die den Staatsapparat nur noch weiter sinnlos aufblasen.

    Man muss nicht jede technische oder sonstige Neuerung nutzen, nur weil es eine Neuerung ist, und sie dann mit unübersichtlichen Paragrafensammlungen zu bändigen versuchen, weil man mit den Nachteilen nicht leben will.

  • M
    Manfred

    Warum die ganze Zeit hier kommentieren wenn man doch direkt bei Easycash im Kontaktformular schreiben kann was man denkt...

    Ich denke das sie das eher beeindrucken wird als Kommentare bei der Taz...

    Versteht mich nicht falsch, ich liebe die Taz aber in diesem Fall würde ich sagen das man letztgenannte Webpage besuchen sollte...

     

    Grüße aus "les pays plat qui sont les miennes"

  • KP
    Klaus Pietschmann

    schoenen gruss aus philadelphia,hier mal eine ueberwachungstheorie, fuer die ich schon haeufig verlacht wurde. jeder elektriker weiss, das man einen elektromotor auch als dynamo verwenden kann. das auch jeder eletrolytkondensator als mikrofon verwendet werden kann, weiss jeder, der in den achzigern eines dieser billigen radiorecorder besass, das so wiederliche metallische sprachaufnahmen lieferte. wer in einem mehrfamilienhaus wohnt, kennt sicherlich das"aussenlicht", mit daemmerungsschalter, in dem sich eine lichtempfindliche diode verbirgt. da ich selbst mal radaranlagen repariert habe, kam mir eine diabolische idee. wenn ich jetzt einen liquidtcystalldiodenfernseher herstelle,mit gleicher anzahl an lichtemittierenden und lichtempfindlichen dioden, gekoppelt mit einem auf der platine versteckten kondensatormikrofon, das ganze, ausgestattet, mit der sende und empfangstechnik aus der radartechnik, dann koennte ich ueber den bildschirm (ohne kamera) jeden internetuser sehen und hoeren. glaubt ihr nicht? guckt mal nach, was adobe flash player, realplayer und konsorten alles machen koennen. mit aengstlichen gruessen, klaus pietschmann.

  • JN
    Justitia nichts zu sehen

    Der eigentliche Skandal ist, dass die Typen hinter diesem Geschäft nicht im Knast enden.

  • D
    Daniel

    Dieser "Skandal" ist ja nun wirklich nichts neues. Schon seit Jahren unterschreibt jeder Kunde bei Rewe, h&m und Konsorten bei der Bezahlung gleichzeitig, dass die Daten an Easycash oder einen anderen Partner übermittelt und verarbeitet werden.

    Die meisten Menschen wissen nicht einmal, dass sie eine Einzugsermächtigung unterschreiben. Unter normalen Umständen (wie zB einem Vertragsabschluss) überlegt es sich jeder Kunde zweimal, ob er selbst überweisen möchte oder einem Lastschriftverfahren zustimmt.

    An der Kasse ist aber jede Vorsicht unter den Tisch gefallen, mensch hat ja keine Wahl und unterschreibt ohne zu lesen...