piwik no script img

Kritik am Aktienkurs

Die Volkswagen AG steuert auf ein neues Rekordjahr zu. Vorstand und Aktionäre fürchten feindliche Übernahme

HAMBURG ap/taz ■ Der schwache Kurs des Volkswagen-Aktie hat VW-Anteilseigner verärgert. „Der Vorstand orientiert sich zu wenig am Unternehmenswert“, sagte Michael Gierse von Aktienfonds Union Investment gestern auf der Hauptversammlung des Konzerns in Hamburg. Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz forderte den Vorstand auf: „Bringen Sie die Aktie auf ein Kursniveau, das eine Übernahme unmöglich macht.“

Zuvor hatte der VW-Vorstand daran festgehalten, dass der Konzern auch 2001 wieder auf Rekordkurs liege. VW-Chef Ferdinand Piëch wiederholte, „dass Absatz, Umsatz und Ergebnis auch für das Gesamtjahr 2001 weiter wachsen werden“.

Viele Anteilseigner lobten den Vorstand aber auch für das Rekordergebnis 2000. „Wir können konstatieren, dass dieses Unternehmen exzellent geführt worden ist“, sagte Hocker. Ein Sprecher der Belegschaftsaktionäre gratulierte dem Vorstand sogar.

Im vergangenen Jahr hatte VW den Umsatz weltweit um fast 14 Prozent auf 167 Milliarden Mark gesteigert, das Ergebnis vor Steuern stieg auf 6,8 Milliarden Mark, der Jahresüberschuss auf 4 Milliarden Mark. Auch im ersten Quartal 2001 legte VW zu. Laut Finanzvorstand Bruno Adelt wurden Absatzrückgänge in Deutschland durch Exporte ausgeglichen und Ergebniseinbußen im Inland durch Sparprogramme neutralisiert. Das Management will nun weiter versuchen, die Arbeitskosten zu drücken, indem neue Arbeitsplätze nur als „flexible Modelle“ angesetzt werden.

Eine wichtige Frage war bei Redaktionsschluss noch ungeklärt: Der Vorstand wollte sich einen Rückkauf von zehn Prozent der eigenen Aktien genehmigen lassen. Das hatte eine Reihe von Aktionärsvertretern aber nur zulassen wollen, wenn VW lediglich stimmrechtslose Vorzugsaktien zurückkaufe. Mit denen ließe sich aber ein mutmaßliches Ziel des Vorstands nicht verwirklichen: die Weitergabe von größeren Paketen in freundliche Hände, um sich vor Übernahmen zu schützen. Weniger Probleme wurden bei der Abstimmung über eine Kapitalerhöhung von 130 Millionen Euro erwartet, mit der VW sich dann zum gleichen Zweck an neuen Unternehmen beteiligen könnte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen